Spannend, aber zu wenig Science Fiction
„Die 5. Welle“ ist der neueste Roman des amerikanischen Autors Rick Yancey, der in Deutschland vor allem durch seine Monstrumologe-Trilogie bekannt geworden ist, und zugleich der Auftaktband einer gleichnamigen Trilogie, in der es um nichts Geringeres als den Untergang der gesamten Menschheit geht.
Nur wenige Wochen ist es her, dass am Himmel der USA plötzlich ein außerirdisches Schiff erschienen ist. Während die Welt quasi verrückt spielte und die verschiedensten Kommunikationsversuche mit dem Raumschiff unternommen worden sind, haben „die Anderen“ nach zehn Tagen Stille unvermittelt mit der Vernichtung der Welt begonnen. In der ersten Welle wurde ein elektromagnetischer Impuls auf die Erde geschickt und sämtliche Maschinen und Fahrzeuge schlagartig abgestellt. Der Verkehr wurde so komplett lahm gelegt. Die zweite Welle bestand aus Erdbeben und Überflutung der gesamten Küstenregionen der Welt. Die dritte Welle war ein mutiertes Ebola-Virus, was letztendlich 97% der gesamten Bevölkerung ausgelöscht hat. In der vierten Welle kamen dann spezielle Kriegsdrohnen, die über das Land schweben und den kläglichen Rest der Menschheit zu töten versuchen. Die fünfte Welle ist, wie die Zukunft der Erde, ungewiss…
Die sechzehnjährige Cassiopeia Marie Sullivan, genannt Cassie, führte zu Beginn das Leben eines typischen amerikanischen Teenagers. Wie auch die anderen in ihrem Alter interessiert sie sich mehr für Mode, Freundschaft und die Schwärmerei für ihren Mitschüler Ben Parish, als für das Erscheinen des Raumschiffs. Doch wie die anderen wird auch sie Opfer der vier Wellen der Aliens. Nach dem Tod der Mutter reist sie zusammen mit ihrem fünfjährigen Bruder Sam und ihrem Vater durchs Land und landet schließlich in einem militärischen Flüchtlingscamp, das sich um die letzten Überlebenden kümmern möchte. Doch auch hier droht Gefahr und die unbestimmte fünfte Welle wird über das Land kommen…
„Die 5. Welle“ ist eine Mischung aus Endzeit-Roman und Dystopie mit einem guten Schuss Science Fiction. Die Handlung wird dabei aus der Sicht verschiedener Personen erzählt. Man erlebt das Geschehen aus der Ich-Perspektive von den Opfern Cassie, Ben und Evan und erfährt von den einzelnen Figuren ihren Leidensweg. Die Hauptstory ist anfangs ein wenig offensichtlich konstruiert und bietet wenig Neues. Erst im zweiten Teil des Romans zieht die Spannung an. Der Twist ist dabei wenig überraschend und die Alien-Invasion wird zu oberflächlich und flach geschildert, um wirklich mitreißen zu können. Der Schwerpunkt liegt hier ganz klar auf den drei Hauptfiguren und deren Überleben. Dies wird teilweise eindringlich, teilweise auch nur einfach geschildert, so dass ein fader Beigeschmack bleibt. Das Militär ist bei einem solchen Unterfangen natürlich auch involviert und nimmt einen großen Stellenwert ein. Im späteren Verlauf der Handlung werden so alle drei Figuren letztendlich zusammenführt und miteinander verbunden. Das Ende fällt dabei offen aus und bietet Potenzial nach oben.
Sprachlich gesehen ist der Roman eher einfach gehalten, kurze Sätze und eine betont jugendliche Sprache sollen zum Alter der Figuren passen und möglichst realistisch wirken. Gerade Cassie ist anfangs noch eher albern und oberflächlich, wird aber durch ihre Erfahrungen immer erwachsener und abgebrühter. Ihre zynischen und bitter-bösen Kommentare sorgen so manches Mal für ein Schmunzeln trotz der düster-dreckigen Atmosphäre. Dadurch eignet sich der Roman eher für ältere Jugendliche und jung gebliebene Erwachsene. Hardcore Science Fiction Fans werden sicherlich eher enttäuscht sein, da die Handlung doch etwas flach und oberflächlich geraten ist. Vielleicht erfährt man in der Fortsetzung „The infinite Sea“ mehr Details über die Aliens und ihre Invasion.
Insgesamt ist „Die 5. Welle“ ein gelungener Mix aus Endzeit-, Dystopie und Science Fiction- Elementen, der durch die einfache Sprache schnelle Unterhaltung bietet, aber insgesamt zu wenig Tiefe besitzt, um wirklich überzeugen zu können.
3,5 von 5 Bewertungspunkten
„Die 5. Welle“- Original „The Fith Wave“ 2013 bei G.P. Putnam`s Sons erschienen, Übersetzung von Thomas Bauer, 2014 Goldmann Verlag
ISBN 978-3-442-31334-1, Format ist gebunden mit Schutzumschlag, Preis 16,99 EUR