Rezension

Spannend, actionreich, aber zu übertriebenene Charaktere!

Verblendung - Stieg Larsson

Verblendung
von Stieg Larsson

Der 82jährige Industrielle Henrik Vanger bekommt seit 43 Jahren regelmäßig ein Geburtstagsgeschenk, das ihm seine Nichte Harriet immer machte. Doch Harriet ist seit vielen Jahren spurlos verschwunden. Da Vanger nicht mehr lange zu leben hat, engagiert er den gerade arbeitslos gewordenen Wirtschaftsjournalisten Mikael Blomkvist mit der Nachforschung zu Harriets Verschwinden. Getarnt als Biograf zieht Mikael auf die kleine Insel Hedestad und gerät mit seinen Recherchen schnell in eine skrupellose Verschwörung. Die junge Lisbeth Salander, die in einer Sicherheitsfirma arbeitet, unterstützt ihn bei der Aufklärung.

Dieser Thriller beeindruckt meiner Meinung nach besonders durch seine speziellen Protagonisten und ihre ausgeklügelte harmonische Zusammenarbeit, die schon regelrechte Überfliegerqualitäten aufweist. Manche Geheimnisse werden allerdings zu übertrieben ausgekundschaftet, so ist keine noch so gesicherte Datenbank vor Lisbeth sicher. Sie ist die Hackerin schlechthin, dabei ist sie eigentlich eine sozial recht inkompetente Person, die traumatische Erlebnisse hinter sich hat und sogar unter Vormundschaft gestellt ist. Durch ihr auffallendes Äußeres mit Tattoos und Piercings hat sie einen großen Wiedererkennungswert. Sie misstraut jedem und ist gnadenlos und kämpferisch und ist trotz ihrer merkwürdigen Art ein sehr interessanter Charakter.

Dagegen wirkt Mikael Blomkvist relativ blass. Er wird zwar als von Frauen umschwärmter Typ dargestellt, doch das wirkt ziemlich unglaubwürdig. Vielmehr gibt er jeder Frau eine Chance und weiß scheinbar nicht, ob er überhaupt eine monogame Dauerbeziehung führen möchte. Als Ermittler punktet er jedoch mit
Entschlossenheit und Mut und findet ständig neue Ermittlungsideen.

Aber gerade die speziellen Schwächen der Protagonisten lassen die Ecken und Kanten entstehen, die Personen erst richtig lebendig machen. Ein recht langer Auftakt führt den Leser in die Handlung ein. Dabei ist manche Ausführung schon sehr gedehnt. Auch die Familiengeschichte der Vangers und die wirtschaftlichen Verknüpfungen sind recht kompliziert und nicht so leicht zu durchschauen. Leider fehlte mir der inhaltliche Bezug des Titels völlig.  

Der Schreibstil ist ziemlich flüssig und klar und man folgt der Geschichte gespannt. Hier wird gut dargestellt, wie die Personen ticken, welche Atmosphäre bestimmte Orte umgibt und wie Handlungen und Ermittlungsergebnisse die Stimmung beeinflussen.  Auch die Spannungskomponente ist gut ausgebaut und steigert sich bis zum Ende. Ein spannender Thriller mit ausgefallenen Charakteren, besonders Lisbeths 007 Qualitäten begeistern.