Rezension

Spannend bis zum Schluss ...

40 Stunden - Kathrin Lange

40 Stunden
von Kathrin Lange

Bewertet mit 4 Sternen

~~Die Geschichte:
 Faris Iskander ist Mitglied einer Spezialeinheit, die für die Aufklärung religiös motivierter Verbrechen in Berlin zuständig ist. Eigentlich ist er vom Dienst suspendiert, als er einen folgenschweren Anruf erhält. Ein Unbekannter schickt ihm das verstörende Video einer Kreuzigung, verbunden mit dem Ultimatum, dass zeitgleich mit dem Tod des Mannes verschiedene Bomben in der Stadt explodieren würden. Zur Verdeutlichung seiner Absichten sprengt der Anrufer vor Faris’ Augen eine U-Bahn in die Luft.
 Können Faris und seine Kollegen den Attentäter noch rechtzeitig stoppen? Und welches Motiv steckt wohl dahinter? Ist es eine persönliche Racheaktion gegen Faris oder ist das Ziel der Anschläge der ökumenische Kirchentag mit Papstgottesdienst?

Meine Meinung:
 Die Geschichte ist keine 08/15-Terroristenstory, sondern viel mehr spielen seelische Wunden und religiöser Fanatismus die Hauptrolle. Kathrin Lange hat sich ein sehr bedrückendes Szenario ausgedacht, in dessen Mittelpunkt der Ermittler Faris Iskander steht.

Faris leidet noch immer unter den Folgen eines Selbstmordattentats vor etwa 10 Monaten, bei dem er live vor Ort war – ohne es allerdings verhindern zu können. Die Schuldgefühle wiegen schwerer als die körperlichen Wunden, die ihn nur noch wenig beeinträchtigen. Was sein Privatleben betrifft: hier trauert er immer noch seiner Ex-Freundin hinterher, die sich ihren Kinderwunsch kurzentschlossen mit einem anderen Mann erfüllt hat.
 Er ist kein unsympathischer Charakter, aber für mich war er trotzdem irgendwie schwer erträglich. Vielleicht liegt es daran, dass er so destruktiv ist und man so wenig Hoffnung erkennen kann in seinem Leben.
 Diesen Eindruck können leider auch die übrigen Figuren nicht wettmachen. Für mich waren keine richtigen Sympathieträger dabei, eine Figur erinnerte mich sogar sehr an eine ähnliche Rolle in einer bekannten Crime-Serie.

Die Story ist allerdings sehr fesselnd und unterhaltsam bis zum Ende. Man könnte durchaus früher drauf kommen, wer hinter den Anschlägen steckt, aber ich gebe zu, dass ich mich von den falschen Spuren in die Irre führen ließ.
 Es geht sehr actionreich und spannend zur Sache, nicht nur am Ende zum großen Showdown.

Was mich etwas gestört hat: der Erzählstil von Kathrin Lange war mir stellenweise zu ausführlich. Ich habe mich dabei ertappt, dass ich einige Zeilen nur noch überflogen habe, ohne etwas Wichtiges zu verpassen. Aber andererseits sorgen viele Details natürlich dafür, dass man sich Schauplätze bestens vorstellen kann und dass auch Nebenhandlungen wichtiger erscheinen.
 Es geht durchaus blutig zu in diesem Thriller, aber niemals so ausführlich, dass es übertrieben erscheint.

Fazit:
 Sehr spannend, gut durchdacht und undurchsichtig bis zum Ende. Für mich war die Grundstimmung irgendwie zu destruktiv – ohne wirkliche Lichtblicke. Aber ich würde das Buch trotzdem weiterempfehlen!