Rezension

Spannend bis zum Schluss

Du stirbst nicht allein - Tammy Cohen

Du stirbst nicht allein
von Tammy Cohen

Bewertet mit 4 Sternen

Vier tote Mädchen. Vier trauernde Familien. Und der Mörder ist noch auf freiem Fuß.

Tammy Cohen wagt sich hier an eine sehr brisante, emotionale Thematik heran: Ein Serienkiller geht herum. Seine Vorliebe: kleine Mädchen, die er ermordet und in abgelegenen Waldgebieten versteckt. Die kleine Poppy Glover ist das vierte Opfer, und mit ihrem Fund beginnt ein Psychothriller, den ich gar nicht mehr aus der Hand legen mochte.

Die Geschichte wird aus der Perspektive verschiedener Protagonisten erzählt. Mit dabei:

  • Emma, deren kleine Tochter Tilly das zweite Opfer war
  • Leanne, die als Opferbetreuerin für die Polizei arbeitet und Emma und ihrer Familie zugeteilt ist
  • Sally, eine gewiefte Journalistin, die alles daran setzt, aus der Mordserie eine richtig große Story zu machen
  • Jason, der schnell beim Leser unweigerlich als Mörder in Verdacht gerät
  • Rory, der Bruder des ersten Mordopfers Megan Purvis

Auch wenn es am Anfang etwas schwer fällt, die Protagonisten, ihre Familien und andere Nebencharaktere auseinander zu halten,  das legt sich schnell und einmal in der Geschichte versunken, leidet, ermittelt und rätselt man mit ihnen gemeinsam.

Zunächst erfährt man, was in den Jahren zuvor geschehen ist, den aktuellen Stand der Ermittlungen und - vor allem: wie die Familien mit ihrer Trauer zurechtkommen. Oder eben daran zu zerbrechen drohen. Was stellt es z.B. mit einer Mutter an, wenn ihre kleine Tochter entführt wird - mutmaßlich von einem Pädophilen? Wie fühlt sich der große Bruder, dessen Schwester verschwand, während er eigentlich auf sie hätte aufpassen müssen?

Danach dreht sich alles um die Auflösung des Falls. Besonders in den Kapiteln, die aus der Sicht von Jason erzählt werden, ist man sich sicher, den Täter bereits vor der Nase zu haben. Er hat ganz klar pädophile Neigungen und scheint auch irgendwie in den Fall der getöteten Mädchen verwickelt zu sein. Besonders erschreckend fand ich es mitzuverfolgen, wie er sich im Internet an eine alleinerziehende Mutter wendet, um so an ihre Tochter heranzukommen (bzw. ihre Freundin). Aber auch andere geraten ins Visier, mit dabei ein Pädophilenkreis und der Stiefvater eines der Opfer.

Die Geschichte nimmt deutlich an Fahrt auf - und ab da tat es beinahe körperlich weh, wenn man das Buch mal für einen kurzen Moment bei Seite legen musste. Zum Schluss hat Tammy Cohen es geschafft, mich mit der Auflösung des Falls zu überraschen. Damit hätte ich wirklich nicht gerechnet.

Fazit: Insgesamt mehr Psycho als Thrill, aber durchweg spannend und sehr angenehm zu lesen. Es war mein erstes Buch von Tammy Cohen und freue mich sehr, dass ich morgen zur Buchhandlung rennen und mir ihren ersten Psychothriller zulegen kann. Ich würde es jederzeit weiterempfehlen!