Rezension

Spannend und aktuell

Verraten - Florian Schwiecker

Verraten
von Florian Schwiecker

Bewertet mit 4 Sternen

Inhalt: Es ist ein schöner Tag, der die Menschen in Berlin geradezu dazu einlädt, sich in ein Café zu setzen und einen Kaffee zu genießen. Doch dann passiert es, mitten in einem Café explodiert eine Bombe und reißt zahlreiche Menschen in den Tod. Agent Luk Krieger befindet sich rein zufällig vor Ort und ahnt bereits, dass dies noch nicht alles ist. Gemeinsam mit der Kommissarin Anna Cole beginnt er zu ermitteln und zunächst scheint es sogar ein Bekennerschreiben zu geben, das auf eine radikal islamistische Tat schließen lässt. Doch bald darauf geschieht das Unfassbare erneut und es kommt zum nächsten Bombenanschlag.  
Meine Meinung:
Ein Thriller mit einem sehr erschreckenden Thema, das man leider nur allzu oft in letzter Zeit in den Nachrichten sah. Florian Schwiecker beginnt gleich von Anfang an mit einer sehr spannenden und mitreißenden Geschichte, die mich als Leser nicht so schnell losläßt. Dabei ist sein Schreibstil zwar sehr flüssig und verständlich, gleichzeitig aber fast schon nüchtern. Ich hatte hierbei durchaus den Eindruck, dass der Autor mit diesem Stil auch ein wenig den Leser wachrütteln möchte und zum Nachdenken anregt.

Spannend ist es ebenfalls vom ersten Moment an und ich wollte einfach immer mehr wissen, um was es denn da wirklich geht, denn hier ist es schnell klar, das nichts klar ist. Schwiecker lockt den Leser immer wieder dazu, Vermutungen aufzustellen, die man aber schon schnell wieder fallen läßt. Dank der recht kurz gehaltenen Kapitel war ich dann auch immer wieder versucht: "nur" noch ein Kapitel zu lesen, bis ich das Buch beendet hatte.

Das Setting, mitten in Deutschland, somit mitten unter uns, brachte mir eine Gänsehaut, zumal gerade der Anschlag in Berlin im Buch an einer Stelle stattfand, die leider im Dezember 2016 ein realer Ort des Schreckens war. Auch dies läßt innehalten und nachdenken, denn soweit entfernt ist der Terror nicht.

Erzählt wird der Thriller durch einen Erzähler in der dritten Person, der aber innerhalb des Geschehens zwischen einzelnen Personen wechselt. So konnte ich neben Krieger und Cole die Ermittlungen verfolgen, konnte aber auch dem Täter zusehen, bei seinen eiskalten Planungen und auch zwischendurch die Opfer kennenlernen. Gerade dieser Wechsel bringt ein Kopfkino vom Feinsten und ich könnte mir den Thriller auch perfekt auf einem Bildschirm als Film vorstellen.

Der Protagonist Krieger ist mir allerdings noch nicht allzu nahe gegangen, machte er auf mich zwar durchaus einen sehr kompetenten Eindruck, blieb er mir doch ein wenig fremd. Allerdings passt auch dies sehr gut zu einem Agenten, wobei es mir dann wiederum ein wenig zu sehr Verfolgungsjagd á la James Bond wurde. Anna Cole ist mir durchaus sympathisch, aber auch ein kleines bisschen klischeebehaftet, die typische Kommissarin in der harten Männerwelt. Trotzdem ergeben Krieger und Cole ein interessantes Duo, von dem ich gerne mehr lesen möchte. Besonders interessant war hier der Charakter des Täters, bei dem ich gerade auch zu Beginn auf einer falschen Fährte war.
Mein Fazit:
Alles in allem ein sehr gut recherchierter Thriller, der absolut spannend und fesselnd ist und letzten Endes auch nachdenklich stimmt. Kurz stutzig wurde ich bei dem Untertitel: der neue Luk Krieger Thriller, denn ich habe erstmal geschaut, ob es da bereits schon einen Band rund um den Agenten gab. Doch dieses Buch ist ein Debüt. Wenn es auch manchmal ein wenig zu sehr nach James Bond klang, so war es doch ein sehr rasanter Thriller, der mich gespannt auf weitere Fälle des Agenten warten lässt. Wer politische und aktuelle Thriller mag, der sollte hier zugreifen.