Rezension

Spannend und düster

Dark Places - Gefährliche Erinnerung
von Gillian Flynn

Bewertet mit 4 Sternen

Ich mag Gillian Flynns Bücher. Und besonders mag ich an ihnen die Frauen. Ihre weiblichen Hauptcharaktere wollen nie stark und nett und klug und hübsch sein, sie sind im Gegenteil eher sperrig, unsympathisch und haben ordentliche Macken und Fehler. So auch Libby in Dark Places. Sie ist faul, egoistisch und Menschenscheu. Trotzdem war sie mir irgendwie sympathisch. Und sei es nur durch ihren trockenen Humor oder durch ihre schonungslose Ehrlichkeit sich und anderen gegenüber. Auch die vielen anderen verlorenen, abgewrackten und verrückten Charaktere haben mir gefallen.

Die Story ist interessant: Als sie sieben ist, wird Libbys halbe Familie brutal ermordet. Ihr älterer Bruder landet dafür im Gefängnis und Libby will gerne glauben, dass der Mörder hinter Gittern sitzt. Doch so ganz sicher ist sie sich nicht. Denn wirklich gesehen hat sie damals nichts. Erzählt wird immer im Wechsel zwischen dem was Libby aktuell tut und dem Tag der Morde aus Sicht ihrer Mutter und ihres Bruders. So erfährt man immer neue Detail und Verwicklungen und kann wunderbar miträtseln, wer es denn nun gewesen sein könnte. Und Verdächtige gibt es einige. War es ihr verschuldeter und versoffener Vater Runner? – Übrigens ein Charakter, dem man am liebsten selbst mal eine reinhauen würde. Der seltsame Trey, der mit Teufelsabetung kokettiert? Der aggressive Vater einer Mitschülerin? Doch der verurteilte Ben selbst? Oder jemand ganz anderes? Sobald man sich festgelegt hat taucht ein neues Detail auf und wirft jeden Plan über den Haufen. Durch den Perspektivenwechsel und die immer neuen Informationen liest sich das Buch schnell und flüssig weg.

Die Geschichte mag hier und da etwas konstruiert sein, aber darüber kann man hinwegsehen, denn spannend ist es allemal. Manchmal auch etwas eklig. Aber das Buch hat eine schöne düstere Atmosphäre und mit Libby eine Hauptfigur, der man gerne folgt. Dieser Roman Flynns dürfte also auch den Krimi- und Thrillerfans gefallen, die mit Gone Girl eher wenig anfangen konnten.