Rezension

spannend und eindrucksvoll

Die Stadtärztin - Ursula Niehaus

Die Stadtärztin
von Ursula Niehaus

Bewertet mit 4.5 Sternen

Klappentext: Ursula Niehaus hat die aufregende Lebensgeschichte der Agathe Streicher wiederentdeckt und daraus einen kenntnisreichen historischen Roman gesponnen: Im 16. Jahrhundert ist es Frauen versagt, den Beruf des Arztes zu ergreifen. Dennoch träumt die junge Agathe von Kindheit an von nichts anderem. Es gelingt ihr, sich heimlich ein profundes medizinisches Wissen anzueignen und sich 1561 die Erlaubnis zum Arzteid zu erkämpfen. Ihre Heilerfolge werden weit über die Grenzen der Stadt bekannt, zahlreiche Persönlichkeiten ihrer Zeit reisen nach Ulm, um sich von ihr behandeln zu lassen. Doch Agathes Erfolge rufen Feinde und Neider auf den Plan, und schließlich muss sie die schwerste Entscheidung ihres Lebens treffen: zwischen ihrer Berufung und ihrer großen Liebe …

Die Protagonistin des Romans Agathe Streicher verliert während des Bildersturms im Ulmer Münster ihre Schwester Hella durch einen Unfall und Agathe ist fasziniert von dem medizinischen Wissen des herbeigerufenen Arztes. In ihr erwacht der Wunsch, selbst Ärztin zu werden, aber Frauen dürfen damals nicht Medizin studieren, außerdem stammt Agathe aus einer wohlhabenden Familie und diese Frauen arbeiten nicht, sondern kümmern sich nur um die Belange des Hauses und das Wohlergehen des Ehemannes, dieses Wissen wird ihnen vermittelt, von Latein, was für das Medizinstudium nötig ist, ganz zu schweigen. Durch einen Zufall kommt Agathe in das Siechenhaus von Ulm, wo Beginen denen helfen, die sich ärztliche Versorgung nicht leisten können und Agathe beginnt heimlich, den Beginen zu helfen. Als ein alter Mann ins Siechenhaus kommt, der lateinische Verse rezitiert, findet sie Mittel und Wege, um Unterricht in Latein zu bekommen, um die ebenfalls in lateinischer Sprache verfassten Medizinbücher lesen zu können. Sie findet immer mehr Mittel und Wege, um sich viel medizinisches Wissen anzueignen und auch ihr Bruder, der in Heidelberg Medizin studiert, hilft ihr, wenn zunächst auch sehr widerwillig, denn ihm ist das, was Agathe tut, absolut nicht recht.  Trotz aller Widrigkeiten  und vieler Rückschläge wird sie eine erfolgreiche und gefragte Ärztin und legt nach vielen Jahren den Eid der Ärzte in Ulm ab.

Der Schreibstil ist flüssig und die Handlung spannend, der Leser erfährt viel über die strikte Trennung von Apothekern, Badern, Wundärzten und Ärzten, über die Standesdünkel und Ungleichbehandlung von Mann und Frau. Viele der damaligen alternativen Kräuter Heilmethoden werden beschrieben, ein Wissen, was heute  nicht mehr angewandt wird. Im Nachwort des Romans erfährt der Leser viel über Agathe Streicher, die sicher eine sehr interessante und toughe Persönlichkeit war, die trotz oder besser gesagt durch alle Widrigkeiten herausgefordert, ihren eigenen Weg gegangen ist.