Rezension

Spannend und langatmig zugleich

Fever, 5 MP3-CDs - Deon Meyer

Fever, 5 MP3-CDs
von Deon Meyer

Bewertet mit 3.5 Sternen

Dieses Zitat beschreibt das Buch am treffendsten:

    » Der neue 700-Seiten-Wälzer hat zwar Krimielemente, ist jedoch viel mehr ein gesellschaftspolitisches Epos, auch ein bisschen Psychothriller und Science-Fiction, aber ebenso ein Entwicklungsroman und ein Ökothriller. Eine wilde Mischung, die zu fesseln vermag. « (Tages-Anzeiger 2017-10-11)  

Ich lese sehr gerne Dystopien und Endzeitromane, da mich fasziniert, auf welche Ideen die Autoren kommen und wie sie sich eine mögliche Zukunft vorstellen kommen.

Deon Meyer lässt in seiner vorliegenden Zukunftsversion 95% der Weltbevölkerung durch ein Virus sterben. Die Überlebenden finden sich in einer neuen Welt wieder, in einer Welt ohne Strom, ohne große Hilfsmittel, beschränkten medizinischen Kenntnissen, geringen Fortbewegungsmitteln usw. Zwei davon sind Vater Willem und Sohn Nico, was sehr ungewöhnlich ist, da fast alle Familien auseinandergebrochen sind, weil fast immer nur eine Person einer Familie das Virus überlebt hat. Auf der Suche nach einer neuen Heimat und Überlebensschance gründet Willem eine neue Gemeinschaft, Amanzi, in der sich die neuen Bürger durch Arbeitskraft und auch Wissen unterstützen und helfen und sich auch gegenseitig beschützen müssen, da es nun sehr viele Überlebende gibt, die sich ihr Leben durch Rauben, Plündern und Gewalt zu sichern versuchen.

Sehr schön zeigt der Autor auf, vor welchen Schwierigkeiten die Überlebenden stehen und wie sie versuchen, diese zu lösen. Dabei hat Deon Meyer sehr starke und überzeugende Charaktere geschaffen!
Allen voran Willem, der Zukunft trotz allem positiv entgegenschauend, für seinen Sohn das Beste wollend, demokratisch eingestellt und als führende Persönlichkeit für Amanzi mehr als geeignet.
Nico, noch Jugendlicher als die Epidemie ausbrach, seine Mutter vermissend und auf der Suche nach seinem Platz in dieser neuen Welt. Er muss erkennen, dass sein Vater kein Superheld ist und sogar seine Hilfe und Unterstützung benötigt.
Viele weitere interessante Charaktere, die vielschichtig ausgearbeitet wurden, füllen den Roman und lassen ihn leben.

Nico erzählt für ein Geschichtsprojekt rückblickend, wie und was alles nach der Epidemie passiert ist, wie Amanzi gegründet wurde, zu was Amanzi wurde und wie es dazu kam, dass sein Vater ermordet wurde. Aus vielen Interviews mit Amazis Bewohnern, gibt es gelungene Perspektivwechsel und diese rundeten den Überblick über das ganze Geschehen ab.

Doch zeitweise war mir der Roman, neben einigen sehr spannenden Stellen, zu langatmig. Die gegen Ende immer wieder sehr kurzen Interviews und der damit häufige Wechsel des Erzählers, störte zunehmend meinen Hörfluss. Trotz recht detaillierter Beschreibungen der Gegend von Südafrika, konnte ich mir kaum eine Vorstellung vom Setting machen. Hin und wieder gab es wilde Tiere, die das Leben der Menschen streiften oder beeinflussten. Das waren dann die Punkte, die mich daran erinnerten, dass wir uns im Südafrika von morgen befinden. Zur Örtlichkeit fand ich den ganzen Roman lang keinen Zugang finden.

Das Buch steuerte auf ein Endereignis hin, das aussergewöhnlich sein musste. Und ja, der Schluss hat mich überrascht. Diese Auflösung hatt ich zu keiner Zeit vor Augen. Aber kaum war sie eingeführt, war sie auch schon zu Ende. Einige Fragen werden damit beantwortet. Und doch fühlte ich mich irgendwie aus der Geschichte hinauskatapultiert. Ein weniger abgehacktes Ende hätte mir mehr zugesagt.

Zum Hörbuch:
Der Sprecher Martin Bross war mir bisher nicht bekannt. Doch seine Stimme passte sehr gut, um das Hörbuch hörenswert zu machen. Sie hat eine gewisse Schwere, die für das Thema "Endzeit" gut ausgewählt wurde.

Fazit:
Eine sehr gut recherchierte Geschichte, die sehr viele Themen aufnimmt und auch aufarbeitet. Interessante Charaktere, die man während des Lesens immer besser kennenlernt. Für mich jedoch zum einen zu langatmig und zum Ende zu kurz. Gerne hätte ich, über die Auflösung hinaus, einen runden Abschluss zu Amanzi und einen Ausblick in eine weitere nahe Zukunft gehabt. Ein gutes Buch, dem der letzte Kick gefehlt hat.