Rezension

spannend und nachdenklich, tolle Geschichte, super geschrieben

Von allen guten Geistern - Andreas Kollender

Von allen guten Geistern
von Andreas Kollender

Bewertet mit 5 Sternen

Ohne Querdenker, Revolutionäre  und Pioniere hätten wir nicht all das erreicht, was unser heutiges Leben ausmacht. Angelehnt an den Psychiater Ludwid Meyer hat Andreas Kollender hier einen Roman erschaffen, der bei mir noch lange nachwirkt und mich überzeugt hat, wie kaum ein anderes Buch.

Ludwig Meyer erlebt leider, wie seine Mutter psychisch erkrankt und in eine "Irrenanstalt" gebracht wird. Heimlich schleicht er sich in die Anstalt, um sie zu sehen und die dortigen Zustände lassen den kleinen Jungen nicht mehr los. Er entschließt sich Psychologie zu studieren und die herrschenden Zustände zu verändern. Keine versifften Keller, sondern freundliche Räume, mehr Freiheiten, keine Zwangsjacken, Gespräche und Freizeitgestaltung. Doch leider ist die Psychologie in seiner Zeit nicht sonderlich angesehen, die "Irren" werden einfach weggesperrt und gut. Und so hat es auch Ludwig nicht leicht seinen Plan in die Tat umzusetzen. Dabei verliert er sein Leben und sich selbst manches Mal aus den Augen, er lebt für seinen Plan, eine eigene Anstalt. Ob er das alles schafft, welchen Widrigkeiten er ausgesetzt ist und wie es Ludwig ergeht, das musst du aber selber lesen ;-)

Ludwig ist phasenweise größenwahnsinnig, er ist besessen von seiner Idee, er lebt für die Arbeit. Dabei bleibt sein Privatleben etwas auf der Strecke und so hat er auch so seine Schwierigkeiten mit Fanny, einer freiheitsliebenden Schauspielerin, für die sein Herz schlägt. Das klingt vielleicht komisch und wenig sympathisch, aber Ludwig wächst einem im Verlaufe des Buches fast schon ans Herz. Diese Revoulitonäre müssen vielleicht selbst auch ein bisschen verrückt sein.
Von anfang an verfolgt man Ludwigs Leben und seine Entwicklung, ich habe immer mitgefiebert und wollte das Buch kaum aus der Hand legen. Es war einfach so spannend, manchmal auch etwas gruselig und bedrückend, wenn man bedenkt, dass die beschriebenen Zustände in den Anstalten der Realität entsprachen.

Der Schreibstil von Andreas Kollender ist flüssig und geradeheraus. Es gibt keine blumigen Umschreibungen, sondern er bringt die Fakten auf den Tisch, das passt sehr gut zum Thema. Das Lesen ging flüssig und ohne Verständnisprobleme. So manche Dinge kommen einem aus der heutigen Zeit bekannt vor, daran wurde der Wandel der Psychiatrien auch gut deutlich. Und die eine oder andere Weisheit steckt auch in dem Buch (Stichwort Entschleunigung) und natürlich auch versteckt im Lebensstil von Ludwig Meyer.
Lediglich am Anfang des Buches fiel es mir manchmal etwas schwer zu folgen, da Andreas Kollender verschiedene Zeiten und Handlungen aufgreift und zwischen diesen springt. Das hat sich dann aber noch vor dem Mittelteil wieder gegeben.

Das Buch bringt mich zum Nachdenken, vor allem über psychische Krankheiten und den Umgang mit diesen in der heutigen Zeit. Und auch wenn ich sehe anhand des Buches, dass schon viel passiert ist, wir haben noch viel zu tun und der Psychologie und der Psychiatrie.

Ein spannendes, aufrüttelndes und authentisches Buch über das Leben eines Revolutionärs und Pioniers. Toll!