Rezension

Spannend, unterhaltsam, informativ!

Gefährliche Empfehlungen - Tom Hillenbrand

Gefährliche Empfehlungen
von Tom Hillenbrand

Bewertet mit 5 Sternen

Zum fünften Mal schon verwickelt Tom Hillenbrand seinen Helden Xavier Kieffer in brisante Ermittlungen, und langweilig wird es auch dieses Mal nicht.  „Gefährliche Empfehlungen“ bietet erneut beste Unterhaltung für die Fans des sympathischen Kochs. Eigenwillig, ein bisschen altmodisch, aber geradlinig, liebenswert und irgendwie cool. Ich mag ihn.

Aufruhr unterbricht die feierliche Eröffnung der neuen Gabin-Repräsentanz in Paris. Ein veganer Aktivist sorgt für Unruhe und nahezu gleichzeitig fällt der Strom aus. Am Ende ist eine seltene alte Ausgabe des Guide Gabin verschwunden, die von 1939. Zufall? Wohl nicht, denn in der Folge geschieht ein Mord und weitere Ausgaben des 1939er Restaurantführers verschwinden, sogar aus den großen Bibliotheken. Kieffer und seine Freundin Valerie, die Gabin-Chefin, können sich das nicht erklären. Noch undurchsichtiger wird es, als auch noch Präsident Allégret (ein Freund von Valerie) in irgendeiner Weise darin verwickelt scheint. Der misstraut augenscheinlich seinem eigenen Geheimdienst und bittet den Koch um Hilfe bei der Aufklärung. Eigentlich nur Valerie zuliebe (Allégret konnte er noch nie wirklich leiden *g*), macht sich Kieffer daran, die Geheimnisse dieser speziellen Gabin-Ausgabe zu ergründen.

Seine Recherchen führen ihn zurück in die Wirren kurz vor Ende des zweiten Weltkrieges. Die eingeschobenen Kapitel aus dieser Zeit helfen lange nicht weiter, sie halten im Gegenteil die Spannung hoch, denn es bleibt bis kurz vorm Ende im Dunkeln, wie der Gabin da genau hineinpasst. Diese Rückblicke bedeuten auch ein bisschen Geschichtsunterricht, warten sie doch mit ein paar interessanten Details auf. Z. B. war mir nicht klar, dass Charles de Gaulle so ein unbeliebter Wichtigtuer gewesen sein soll *g*. Recht bald zeichnen sich Zusammenhänge mit Geheimdienstoperationen ab, damals wie heute. Welche Informationen verbergen sich in diesem geheimnisumwitterten Gabin von 1939? Und nicht nur Kieffer stellt sich die Frage:“ Was konnte so wichtig sein, dass man dafür siebzig Jahre nach Kriegsende noch jemanden umbrachte?“

Um dieses Thema entwickelt sich ein verzwickter und komplexer Plot, der unseren Koch und sein geliebtes Deux Eglises in gefährliche Situationen geraten lässt. Man könnte sagen, eine wild konstruierte Geschichte, nicht unbedingt jederzeit realitätsnah, aber doch stimmig zu Ende geführt, stets spannend und definitiv unterhaltsam. Es gibt spektakuläre, filmreife Szenen, von denen mir eine ganz besonderes Vergnügen bereitet hat.

Auch sprachlich hat mir „Gefährliche Empfehlungen“ wieder richtig Spaß gemacht. Eine gelungene Mischung aus Flapsigkeit und Eloquenz, atmosphärischen Beschreibungen und Spannungselementen. Ironie und Sarkasmus, sowie der augenzwinkernde Humor sind wohldosiert. 

Sehr gut gefällt mir auch hier wieder, wie Tom Hillenbrand Information und Gesellschaftskritik einfließen lässt. Aufs Korn genommen werden u. a. beängstigende Abhörmethoden sowie eine zunehmend grenzwertige Krisenberichterstattung. Aufschlussreiche Informationen um Kochen, Küche und Essen runden das Lesevergnügen ab. So geht z.B. sein alter Kumpel Esteban neue, innovative Wege in der Gastronomie,  und ich weiß nun, was es mit einem „Salamander“ in der Küche auf sich hat *g*.

Dazu die ansprechenden Figuren, manche ein bisschen überzogen, aber vielleicht gerade dadurch so herrlich unterhaltsam. Kieffer raucht noch immer seine Ducal, doch kommt mir das nicht mehr ganz so aufdringlich platziert vor wie in den vorangegangenen Bänden. Gewöhnungsbedürftig, weil für mich nicht passend, dass Valerie ihren Xavier die meiste Zeit mit „Süßer“ anspricht.

Für mich ein gelungenes Lesevergnügen, das ich sehr gern weiterempfehle und ich freue mich jetzt schon auf das nächste Abenteuer meines Lieblingskochs.