Rezension

Spannend, wenngleich manchmal episch breit

Woman in Cabin 10 - Ruth Ware

Woman in Cabin 10
von Ruth Ware

Bewertet mit 4 Sternen

Um ihre Karriere zu befördern und Netzwerke zu knüpfen, nimmt die Reisejournalistin Lo an der Jungfernfahrt eines kleinen Luxuskreuzfahrtschiffes mit Kurs auf die norwegischen Fjorde teil. Am ersten Abend borgt sie sich von einer mysteriösen Frau in der Nachbarkabine Schminke. Später in der Nacht hört sie von dort einen Schrei und das Geräusch eines Körpers, wie er ins Wasser geworfen wird. Auf der Reling vor der Nachbarkabine findet sie Blutspuren. Allerdings ist die Kabine unbelegt und jetzt komplett leer und passt die Beschreibung der Frau zu keiner anderen an Bord befindlichen Person. Lo glaubt im Gegensatz zu den anderen an einen Mord. Bildet sie in sich vielleicht wirklich nur ein? Immerhin hat sie viel Alkohol getrunken, nimmt seit Jahren Antidepressiva gegen Angstattacken und hat noch schwache Nerven wegen eines erst kürzlich stattgefundenen Einbruchs in ihre Wohnung.

Die Geschichte hat in ihrer modernen Version Ähnlichkeit mit einem klassischen Agatha Christie-Krimi. Auch vorliegend wird hinreichend Gelegenheit gegeben zum Spekulieren und Miträtseln. Wer der Beteiligten kann einen Mord begangen haben, wer hat ein Motiv, wer hat ein Alibi? Und immer wieder fragt man sich, ob tatsächlich alles so ist, wie es scheint. Interessant ist, dass der Leser durch eingestreute Emails von Los Freunden und Zeitungsartikel ein Mehr an Wissen zu einem Zeitpunkt erhält, als künftige Entwicklungen noch nicht bekannt sind. Etwas gestoßen habe ich mich indes daran, dass immer und immer wieder Los kreisende Gedanken um ihre Panikattacken, ihre Klaustrophobie und ihren exzessiven Alkoholgenuss in den Fokus gerückt werden. Verwirrend sind auch die vielen Romanfiguren, von denen ich einige nur schwer auseinanderhalten konnte. Hilfreich wäre vielleicht eine vorangestellte Passagier-/Besatzungsliste gewesen.

Ein durchaus lesenswerter und spannender Psychothriller, der aber mit den im Klappentext in Bezug genommenen Büchern von Agatha Christie oder dem „The girl on the train“ nicht mitkommt und von mir mit vier Sternen tendierend zu eher 3,5 bewertet wird.