Rezension

spannend wie ein Agenten-Thriller

Bühlerhöhe - Brigitte Glaser

Bühlerhöhe
von Brigitte Glaser

Bewertet mit 5 Sternen

Selten war deutsche Geschichte so spannend

Wir befinden uns in Zeiten des Umbruchs Anfang der 50er Jahre. Der Krieg ist zwar vorbei, aber immer noch präsent. Die Deutschen fühlen sich als Opfer und Verlierer; man wollte mit den Nürnberger Prozessen das NS-Regime hinter sich lassen und endlich nach vorne schauen. In der noch jungen Bundesrepublik zeichnet sich das Wirtschaftswunder bereits ab,  aber so richtig ist es noch nicht da.

In dieser Zeit möchte Bundeskanzler Konrad Adenauer das Wiedergutmachungsgesetz verabschieden. Dieses Gesetz trifft auf viel Ablehnung, sowohl in Deutschland als auch in Israel. Die Deutschen finden, das Geld sollte lieber Kriegswaisen, -witwen und -versehrten zukommen. Ein Teil der jüdischen Gemeinschaft ist der Ansicht, man dürfe kein Geld von den Deutschen Mördern annehmen.

Die Auseinandersetzungen über diese Entschädigungsleistungen sind der reale Hintergrund, vor dem "Bühlerhöhe" spielt. Konrad Adenauer hat sich und seine Tochter für einen Kurzaufenthalt auf der Bühlerhöhe angekündigt, um sich einer Frischzellenkur zu unterziehen. Gemeinsam mit seiner Entourage aus BND und Leibwächtern reist er für wenige Tage in das Nobel-Hotel.

Schwerpunktmäßig wird aus der Sicht zweier junger Frauen geschildert, was sich in dieser kurzen Zeit zuträgt:
Zum einen aus der Sicht der jungen Mossad-Agentin Rosa, die von Israel in den Schwarzwald gesandt wird, um ein mögliches Attentat auf Adenauer zu verhindern. Eigentlich soll ihr zu diesem Zweck der erfahrene Agent Ari, getarnt als ihr Ehemann, zur Seite stehen. Nachdem dieser zum vereinbarten Treffpunkt nicht erscheint, ist die unerfahrene Agentin auf sich allein gestellt.

Zum anderen aus der Sicht ihrer Widersacherin, der Hausdame Sophie Reisacher, die mit ihrem derzeitigen Schicksal hadert und versucht, vergangene Fehler durch ambitionierte Entscheidungen wieder auszugleichen und sozial aufzusteigen. Um ihre Ziele zu erreichen, schreckt sie auch vor Falschaussagen und Zimmerdurchsuchungen nicht zurück.

Spannend wie ein Agenten-Thriller und zugleich ein wunderbares Sittengemälde dieser ereignisreichen Zeit mit ganz unterschiedlichen Charakteren, die alle ihre eigene Sprache haben. Wirklich ein richtig gutes Buch, so gut, dass ich lieber weitergelesen habe, statt das Revierderby zu schauen - und das heißt schon was!