Rezension

Spannende, aber sehr brutale Geschichte!

Totenengel - Mark Roberts

Totenengel
von Mark Roberts

Bewertet mit 4 Sternen

Eine ältere Frau erleidet mitten auf der Straße einen epileptischen Anfall. Wer ist sie? Woher kommt sie? Als die Ermittler dies herausfinden wird die Angelegenheit brisant, denn der Vater dieser Frau fiel einem brutalen Mörder zum Opfer. Ermittlerin Eve Clay übernimmt den Fall mit der pervers zugerichteten Leiche samt bizarrer Inszenierung. Warum musste der alte Mann so sterben? Wer steckt hinter der Tat?

Die Geschichte hält sich nicht mit langen Vorreden auf, sondern startet direkt, brutal und wirklich heftig. Die Beschreibungen der Inszenierung allein waren schon nicht ohne, aber was danach kommen sollte, trotzdem in Großteilen nicht absehbar. Doch zunächst mal der für mich größte Kritikpunkt: Etwas unrealistisch fand ich, dass die Ermittlungen nur wenige Stunden in Anspruch nahmen. Natürlich sind viele Ermittler beschäftigt (deren Namen mich zumindest in der ersten Hälfte des Buches immer wieder stutzen ließen, nach dem Motto: wer war das jetzt nochmal?), aber so einen komplexen Fall löst niemand mal eben so in weniger als 24 Stunden. Schon gar nicht, wenn die Taten so abscheulich sind, die Motivlage zu Beginn so unklar und offen. Auf mich wirkte das einfach nicht ganz authentisch, jedoch wird es durch den rasanten Stil, samt kurzen Kapiteln auch fast nie langweilig. Hat, wie so vieles, seine Vor- und Nachteile und ist letztlich eine Frage des Geschmacks. Trotzdem fand ich den Schreibstil insgesamt sehr überzeugend. Er beschränkt sich auf das wirklich wichtige und lässt das Privatleben der Ermittler weitgehend außen vor. Mir gefiel die Ermittlerin Eve Clay ausgesprochen gut, die als einzige etwas mehr Platz als Person in Anspruch nimmt. Endlich mal wieder eine Ermittlerin, die weder ein Sucht- noch ein Familienproblem hat. Das war mal eine willkommene Abwechslung! Ansonsten sind die ins Geschehen involvierten Personen auch spannend beschrieben und man entwickelt gewisse Zu- und Abneigungen, ist sich aber nie ganz sicher, ob der Autor den Leser nicht gerade aufs Glatteis führt.

Motiv und Auflösung fand ich gelungen, besonders der Showdown zum Ende der Geschichte hatte mich nochmal richtig gepackt. Doch auch vorher fand ich es schon spannend und interessant, abgesehen von einem kleinen Hänger in der Mitte des Buches. Eine Überraschung am Ende, die ich so nicht unbedingt erwartet hatte, aber in sich schlüssig war und noch ein wenig Nachdenkpotential barg, hat mich auch überzeugt. Leider darf ich nicht zu viel verraten, aber bei aller Kritik kann ich das Buch wirklich empfehlen, zumindest wenn man sich auch für ein wenig Religion und Kunst in Thrillern begeistern kann. Die Morde waren sehr brutal, bizarr (gilt auch für das Motiv)und auch entsprechend beschrieben, daher würde ich eher Zartbesaiteten eher von dem Buch abraten. 

Ich hatte den ersten Teil der Reihe - Totenprediger - nicht gelesen, aber keinerlei Verständnisprobleme gehabt. Nach dieser Lektüre, werde ich aber den ersten Teil noch nachholen, allein schon, weil mich die Ermittlerin Clay wirklich überzeugt hat und ganz offensichtlich eine interessante Person ist.