Rezension

spannende aber verwirrende Jugenddystopie

Zeitsplitter - Die Jägerin - Cristin Terrill

Zeitsplitter - Die Jägerin
von Cristin Terrill

Bewertet mit 4.5 Sternen

Em und Finn sitzen seit Monaten eingesperrt in einer Zelle. Mit Drohungen und Gewalt versucht der Doktor bestimmte Informationen von ihnen zu bekommen. Em bleibt eisern und hat ein klares Ziel vor Augen: Sie muss in die Vergangenheit reisen, um diese Zukunft zu verhindern. Dort wird sie nicht nur mit alten Gefühlen konfrontiert, sondern auch mit einer jüngeren Version von sich selbst, die Zweifel in ihr weckt. Wird sie ihr Ziel erreichen können?

Das Buch ist genial und verwirrend.

Erzählt wird aus zwei verschiedenen Ich-Perspektiven: Einmal aus der Sicht der 20-jährigen Em, erst in der Gegenwart, später in der Vergangenheit, und aus der Sicht der 16-jährigen Marina, der vergangenen, jungen Version von Em.

Durch die zweigeteilte Erzählweise bekommt man als Leser nach und nach viele Informationen zusammengetragen. Nicht nur, dass immer abwechseln die Ereignisse zu den verschiedenen Zeitpunkten bzw. zur gleichen Zeit an unterschiedlichen Orten geschildert werden, sondern man erhält auch sehr intensive Einblicke in Em/Marinas Gedanken- und Gefühlswelt. Obwohl sie irgendwie eine Person sind und natürlich noch gleiche Seiten haben, spürt man auch, wie sehr die letzten Jahre Em verändert haben. Man erlebt nicht nur ihre Entwicklung innerhalb der Geschichte sondern kann auch gut nachvollziehen, wie aus Marina Em wurde, auch wenn noch viele Fragen und Lücken in den zurückliegenden vier Jahren offen bleiben.

Während anfangs die Kapitel noch etwas länger sind, wechseln die Erzählperspektiven zum Schluss des Buches immer öfter ab, sodass das Tempo, welches sich in der Handlung entwickelt, sich auch in der Erzählweise widerspiegelt.

Die Geschichte ist emotional, spannend, dramatisch – einfach vielseitig. Es gibt immer wieder Überraschungen und unerwartete Ereignisse, sodass die Spannung über das komplette Buch gehalten wird. Auch die Personen sind sehr facettenreich ausgearbeitet.

Das Zeitreisethema ist sehr komplex. Es gibt immer wieder Versuche, die Zusammenhänge und Auswirkungen von Eingriffen auf die Vergangenheit zu erklären – letztlich kann dies aber die große Verwirrung, wie alles funktioniert, nicht auflösen.

Besonders das Ende ist dann nicht nur überraschend, sondern im Bezug auf die Zeitreisetheorie auch unverständlich. Der Leser bleibt völlig im Dunklen, wodurch der am Ende erzeugte Zustand hergestellt wird. Somit ist das Buch zwar irgendwie abgeschlossen, aber es bleiben doch noch viele Punkte offen, die sich dann hoffentlich in der Fortsetzung erklären.

 

Fazit: Wenn jemand in die Vergangenheit reist, um dort seine eigene Zukunft zu ändern, kann dies für den Leser schon mal verwirrend werden. Zeitsplitter ist eine rasante, gefühlsgeladene Jugenddystopie, die in einem hohen Erzähltempo ein spannendes Szenario entwirft. Das Ende fügt sich zwar gut in die verworrene Geschichte, erklärt sich aber mit den bisherigen Erkenntnissen noch nicht und bietet damit noch viel Raum für die Fortsetzung.