Rezension

Spannende Dystopie...

Artikel 5 - Kristen Simmons

Artikel 5
von Kristen Simmons

Bewertet mit 4.5 Sternen

Die 17-jährige Ember wächst zusammen mit ihrer Mutter in dieser Nachkriegswelt auf. Eines Tages tauchen an ihrer Tür Soldaten auf, unter ihnen ihr ehemaliger Freud Chase, der in den Soldatendienst eingezogen wurde. Doch er hat nichts mehr mit dem alten Chase gemeinsam und Ember erkennt ihn kaum wieder. Die Soldaten trennen Emma von ihrer Mutter, denn das Mädchen wurde unehelich gezeugt und ist somit ein Artikel 5-Fall. Nur wer als Kind eines verheirateten Paares auf die Welt kommt, gilt als vollwertiger Staatsbürger und somit wird Ember in eine gefängnisähnliche Resozialisierungsanstalt für Mädchen gebracht. Dort lernt sie Hass, Gewalt und fanatische Moralisten kennen, muss jedoch dort bleiben, bis sie das 18. Lebensjahr erreicht hat - eigentlich. Mit Hilfe eines unterwarteten Verbündeten gelingt es Ember, aus der Anstalt auszubrechen. Sie begeben sich auf eine gefährliche Reise in die Freiheit mit dem Ziel fest vor Augen, ihre Mutter zu finden.

Die Protagonisten bestehen aus Ember und Chase. Ember macht im Laufe des Buches eine riesige Veränderung durch. Sie beginnt als schüchternes Mädchen, aber sobald ihre Mutter verhaftet wird, ist sie gezwungen, stark und selbstbewusst zu werden - und das macht sie gut. Trotzdem ist sie eine furchtbar langweilige Protagonistin und eine der nervigsten weiblichen Charaktere, denen ich je begegnet bin. Sie macht einen Haufen dummer Fehler und ich konnte ihre Handlungen oft nicht ganz nachvollziehen. Sie schafft eine Menge unnötiger Dramatik, indem sie eine unglaublich dumme Sicht für die Dinge entwickelt, was richtig und was falsch ist. Manchmal wollte ich einfach nur weiterblättern und ihr kindliches Verhalten überspringen. Ember hatte extreme Stimmungsschwankungen und war sehr egozentrisch. Klar, sie macht eine schwere Zeit durch, doch diese Schwankungen waren teilweise nicht so recht angebracht. Ember war ein typisches Horrorfilm-Mädchen, die ohne nachdenken handelt. Sie läuft immer der Gefahr in die Arme, gerät immer wieder an die falschen Leute, befindet sich dann in großer Gefahr und muss gerettet werden.

Im Gegensatz zu Ember war Chase ein sehr interessanter und geheimnisvoller Charakter. Anfangs wirkte er, als sei er einer kompletten Gehirnwäsche unterzogen worden und hat sich komplett dem System des neuen Amerikas unterworfen, da er keine Emotionen nach außen preisgab. Im Verlaufe des Buches jedoch wird er offener und immer sympathischer. Seine Beweggründe waren jederzeit verständlich und ich habe mich jedes mal gefreut, wenn er mehr über sich und seiner schmerzhaften Vergangenheit preisgegeben hat. Ember hatte kein großes Vertrauen in ihm, doch es blieb ihr nichts anderes übrig, als sich ihm hinzugeben, da sie auf sein Wissen und seine Hilfe angewiesen war. Anfangs war er Ember gegenüber sehr distanziert, doch er hat sie stets mit vollstem Einsatz seines Lebens beschützt. Das macht ihn für mich zum Helden der Geschichte.
Im Handlungsverlauf werden durch Erinnerungen von Seiten Embers Einblicke in die Vergangenheit von ihr und Chase gewehrt, wie es dazu kam, dass sie sich getrennt haben und wie sie früher miteinander umgegangen sind. Dadurch habe ich mich oft gefragt, wie sich ein Mensch so stark verändern kann und ob nicht vielleicht doch noch ein Funke des alten Chase in ihm steckt.

Kristen Simmons hat einen angenehmen Schreibstil, der gut lesbar und leicht verständlich ist. Ihre große Stärke waren die Action-Szenen, von denen es reichlich gab. Sie redet nicht viel um den heißen Brei herum und bleibt sehr direkt. Die Entwicklung der Handlung ist sehr gut und fesselnd aufgebaut und niemals zu langatmig. Die Spannung war von den ersten Seiten an vorhanden und steigerte sich immer weiter, sodass das Buch nie langweilig wurde. Das Buch, geschrieben aus der Sicht von Ember, ist der Auftakt einer Trilogie, jedoch ist das Ende kein fieser Cliffhanger und es bleiben viele Fragen ungeklärt, sodass man gerne sofort weiterlesen würde.

Was mir allerdings gefehlt hat, waren ein paar Details über die Vorgeschichte und worum es in dem Krieg ging, beziehungsweise was ihn ausgelöst hatund warum die Moralstatuten erschaffen wurden. Dadurch fehlte mir ein bisschen das Verständnis für die Handlung. Ebenso wird an keiner Stelle näheres dazu gesagt, zu welchem Zeitpunkt der Roman spielt, doch es lässt sich vermuten, dass es irgendwann in näherer Zukunft sei. Ich hoffe, dass die nächsten Teile in dieser Hinsicht noch ein bisschen mehr verraten.