Rezension

Spannende Ermittlungen in Italien

Die trüben Wasser von Triest - Roberta De Falco

Die trüben Wasser von Triest, 5 Audio-CDs
von Roberta De Falco

Bewertet mit 4.5 Sternen

Spannende Ermittlungen in Italien: "Die trüben Wasser von Triest" von Roberta de Falco.

"Jetzt lag diese Leiche mit einem Laken bedeckt vor ihm, mitten auf dem Molo. Kein sehr erbauliches Schauspiel. Tote hatten immer etwas Unheimliches, aber eine alte Frau - beneidenswert dünn, bemerkte der Kommissar - mit langem, von Algen durchzogenem weißem Haar und einer fast schon durchscheinend hellen Haut, das war ein noch beunruhigenderer Anblick." – Der von Dietmar Bär eingelesene Kriminalroman “Die trüben Wasser von Triest" von Roberta de Falco erschien bei “Der Audio Verlag”.

Aus dem Hafenbecken in Triest wird eine weibliche Leiche gefischt. Bei der Toten handelt es sich um die 90-jährige Ursula Cohen. Der mürrische Commissario Benussi, der wegen seiner Diät besonders schlechte Laune hat, wird zum Tatort gerufen. Er mochte den neuen Fall eigentlich so schnell wie möglich als Unfall abhaken, doch da hat er die Rechnung ohne seine beiden sehr engagierten, jungen Kollegen Valerio und Elettra gemacht. Die beiden sind jedenfalls der Überzeugung, dass es kein einfacher Unfall gewesen sein kann. Und damit scheinen sie auch Recht zu behalten: Es finden sich immer mehr Beweise und mögliche Täter, denn das Opfer scheint zu Lebzeiten nicht sonderlich beliebt gewesen zu sein. Wer hat die alte Dame auf dem Gewissen und wer hatte das stärkste Motiv? War es ihr Neffe, dessen Exfrau, die Haushälterin, der Freund der Tochter oder sogar der Gärtner?

"Die trüben Wasser von Triest" ist ein Krimi, wie er im Buche steht. Hier kann der Zuhörer zusammen mit den Kommissaren ermitteln, kombinieren und Tatsachen zusammenführen und eigene Rückschlüsse daraus ziehen. Hierbei ist es sehr angenehm, dass einem nicht alles auf dem Silbertablett präsentiert wird. Die Konstellation des Ermittlerteams ist sehr interessant und erfrischend. Vor allem Elettra und Benussi werden etwas ausführlicher vorgestellt und so merkt man schnell, dass beide auch privat ihre Päckchen zu tragen haben.

Auch die meisten der anderen Charaktere, die in der Geschichte eine Rolle spielen, bekommen eine Hintergrundgeschichte, die teilweise sehr ausführlich dargestellt wird. Dadurch ziehen sich einige Abschnitte leider etwas in die Länge. In der Printausgabe gibt es am Anfang des Buches ein Personenregister, das leider beim Hörbuch wegfällt. So muss der Hörer sich alle Namen und Konstellationen merken, was aufgrund der Fülle an Informationen zunehmend erschwert wird. Hier wäre ein Personenregister im Booklet sinnvoll gewesen.

Dietmar Bär ist für dieses Hörbuch definitiv die beste Wahl gewesen. Seine angenehm rauchige Stimme passt perfekt zu dem mürrischen Commissario Benussi. Er schafft es die Spannung gekonnt zu halten, selbst wenn die Ermittlungen zeitweise nur schleppend voran kamen.

Zwischendrin gibt es einige Einschübe, die aus einem Brief vorgelesen werden. In diesem werden Ereignisse aus der Gefangenschaft in einem KZ-Lager geschildert. Diese Einschübe sind zunächst sehr verwirrend, weil sie ohne Vorankündigung kommen und komplett aus der Geschichte gerissen scheinen. Der Hörer weiß nicht wer die Adressatin und wer die Empfängerin des Briefes ist. Dennoch machen sie nachdenklich und betroffen. Heide Simons ließt diese Abschnitte recht monoton. Sie ließt zwar einen Brief vor, dennoch erscheint dieser Teil vergleichsweise eher emotionslos.

Die Ermittlungen nehmen dahingehend vor allem zum Ende immer mehr an Fahrt auf. Die vielen Verdächtigen machen es einem lange Zeit schwer einen Täter zu bestimmen. Die Verstrickungen der Verdächtigen nehmen im Laufe der Geschichte immer weiter zu und auch die Zufälle häufen sich. Diese haben die Geschichte allerdings auf Dauer leider etwas unrealistisch werden lassen.

Ein spannender Krimi der zum Miträtseln einlädt, nachdenklich stimmt und dabei auch die eine oder andere Überraschung bereit hält.