Rezension

Spannende, faszinierende und unterhaltende Geschichtsstunde

Winter der Welt - Ken Follett

Winter der Welt
von Ken Follett

Bewertet mit 4.5 Sternen

"Winter der Welt" ist der zweite Teil der Jahrhundertsaga von Ken Follett und ich bin wieder - wie auch vom Vorgänger "Sturz der Titanen" - sehr begeistert.

Geschichtlich liefert Follett hier einen großartigen Überblick über die Geschehnisse vor, während und nach dem 2. Weltkrieg in den Vereinigten Staaten/Japan genauso wie in England, Frankreich, Spanien, Deutschland, Russland, Polen usw. – den Leser erwartet also ein übergreifender Querschnitt, welcher sehr interessant, extrem dramatisch und sehr spannend ist. Kriegsszenen, die in ihrer Grausamkeit und Brutalität erschüttern wechseln hier ab mit interessanten politischen wie auch wissenschaftlich brisanten Ereignissen und Entwicklungen in den unterschiedlichen Staaten.

Hineingewoben in diese Historie hat Follett wieder verschiedene Familiengeschichten, die an den ersten Teil der Jahrhundertsaga anschließen. Es ist aber nicht zwingend erforderlich, den ersten Teil gelesen zu haben. Follett erklärt zusammenfassend recht gut, um wen es sich jeweils handelt und was bisher geschah. So lernen wir den angehenden Politiker Lloyd Williams aus England kennen, der in Frankreich und Spanien englischen Flüchtlingen hilft, oder einen Woody Dewar aus Washington, dessen Vater im Außenministerium arbeitet. Wir lernen Carla von Ulrich aus Deutschland kennen, die alles ihr Mögliche tut, um gegen die Nazis zu agieren oder auch Wladimir Peshkov aus Moskau, der Kommunist ist, jedoch mehr und mehr an den Methoden der stalinistischen Regierung zu zweifeln beginnt. Viele der Charaktere nehmen eine schöne Entwicklung und sind mir ans Herz gewachsen. Einige andere allerdings sind etwas flach geblieben, was aber sicher der Fülle an Personen in diesem Werk geschuldet sein wird. Zugegeben, manches Mal empfand ich die Liebeleien ein bisschen kitschig und seicht. Ich muss aber sagen, dass es mich in diesem Fall (fast) nicht gestört hat, lockern sie den ansonsten sehr ernsthaften und dramatischen Roman doch ein wenig auf.

Fazit: Der zweite Teil der Jahrhundertsaga von Ken Follett besticht erneut durch einen großartigen geschichtlichen Überblick - diesmal zur Zeit des 2. Weltkrieges. Die Familiengeschichten hat er geschickt mit der Historie und den verschiedenen Schauplätzen verknüpft. Folletts flüssiger Schreibstil und die einzelnen, manchmal ein wenig kitschigen Familienschicksale lockern den ansonsten sehr ernsthaften und toll recherchierten Roman auf. Für Geschichtsinteressierte, die das Wissen gern in Romanform verpackt genießen, eine klare Empfehlung von mir.