Rezension

spannende Fortsetzung bis zum Schluß

Sterne über der Alster
von Micaela Jary

Bewertet mit 4.5 Sternen

Klappentext: Die Revolution von 1918/19 bringt nicht nur Chaos in das geordnete Leben der Hamburger Reederfamilie Dornhain, sondern auch der Dienstboten: Der Patriarch nimmt sich das Leben, sein Chauffeur gerät unter Mordanklage und Nele Dornhain erwartet ein Kind vom Mann ihrer kleinen Schwester. Indes kämpft die älteste Tochter Ellinor um das wirtschaftliche Überleben des Familienunternehmens und auch um ihr eigenes Lebensglück, dessen Zukunft in den Sternen über der Alster geschrieben steht ...

Nachdem ich den ersten Roman verschlungen habe, war ich sehr gespannt auf die Fortsetzung der Familiensaga, die wegen der Fülle der Ereignisse viel komplexer ist und noch spannender.

Zu den drei Protagonistinnen des ersten Romans wird in der Fortsetzung auch die Geschichte von Ellinor, auch genannt Elli, erzählt, die von Kindesbeinen an vom Vater auf die zukünftige Rolle als Firmenchefin der Reederei vorbereitet wurde und die Geschichten von Nele, Livi und Klara weiter erzählt. Der Reeder Dornhain hinterlässt nach seinem freiwilligen Tod einen Brief für Ellinor, den allerdings zuerst seine Mutter liest indem er  den Grund seines Selbstmordes offenlegt, seine Mutter, ganz im Stil der damaligen Zeit, möchte einen Skandal in Hamburg vermeiden und nimmt Elli das Versprechen ab, über den Inhalt des Briefes zu schweigen. Livi reift in diesem Roman etwas mehr und sucht die Herausforderung als Telefonistin,  während sie weiterhin nach einem geeigneten neuen Ehemann Ausschau hält, um sich dann von Konrad scheiden zu lassen, Nele, die Konrad auf seiner Reha Maßnahme in die Schweiz begleitet, die vom Charakter in meinen Augen in diesem Roman nicht ganz so präsent ist, was vielleicht auch den Umständen geschuldet ist und Klara, deren Verlobter in Sibirien in Gefangenschaft ist, alle drei Charaktere sind schon wie im ersten Band sehr gut miteinander verwoben.

Bereits vor und nach dem Ende des 1. Weltkrieges, nach dem Ende des Kaiserreiches überschlugen sich die Ereignisse in Deutschland, es kam zu Ausschreitungen wegen Versorgungsengpässen, steigenden Preisen, sozialer Ungerechtigkeit, die Republik wurde ausgerufen und viele Parteien versuchten sich durchzusetzen, teilweise mit Gewalt und die Siegermächte forderten Reparationszahlungen.  All das hat Micaela Jary sehr gut geschildert, der Leser ist mitten im Geschehen und kann sich das damals herrschende Chaos sehr gut vorstellen, der Sachreibstil ist wie im ersten Roman, flüssig und auch spannend.