Rezension

Spannende Tristesse

Firstborn - Filip Alexanderson

Firstborn
von Filip Alexanderson

Mir gefällt die Idee, dass unter uns unentdeckt fremde Wesen leben, ja sowieso sehr. Und Filip Alexanderson hat diese Wesen, zu denen auch Jonas und Eldh gehören, sehr lebendig gemacht. Es gibt sogar verschiedene „Unterarten“ dieser besonderen Menschen. Unter anderem die Scheuen, die Außerhalben und die Halbblüter. Unter all diesen „Arten“ herrscht eine große Spannung, die sich immer wieder, und auch im Buch, in Kämpfen und sogar Morden entlädt. Was diese Nicht-Menschen so besonders macht ist die Tatsache, dass sie übermenschlich stark sind, ihre Wunden schnell heilen und manche von ihnen sogar ihr Aussehen verändern und neue Orte schaffen können. 
All das findet in einer tristen und grauen Welt statt, was auch auf die Stimmung schlägt. Ich konnte mich sehr gut in dieses verregnete und farblose Stockholm versetzen, auch wenn ich bisher noch nie da gewesen bin, denn der Autor beschreibt die Orte gerade so detailliert, dass man sich vorstellen kann, wo sich die Handlung gerade abspielt. Allgemein hält sich Filip Alexanderson nicht gerade mit Details auf. Die Ereignisse, die Jonas immer mehr in Konflikte und Gefahren treiben, die ihn offenbar doch mehr betreffen, als er zu Beginn glaubt, passieren nicht gerade eng aufeinander folgend und wickeln sich auch nicht schnell ab. Das sorgt zwar dafür, dass alles eher langsam von statten geht, hat mich aber auch nur noch mehr auf die Folter gespannt. Wirklich aufregend und rasant war das Ganze trotzdem nicht.- Das werte ich jedoch nicht als negativ. Die Geschichte besteht tatsächlich aus einer Hetzjagd und ich war in kürzester Zeit mit den fast 450 Seiten durch, trotzdem kam mir nichts wirklich „schnell“ vor. Erst zum Ende hin rast die Story von einer Sekunde auf die andere los und entfaltet sich zu einem richtig actionreichen Finale, das nochmal einiges an Potenzial ausgeschöpft hat.
Die Figuren selbst werden nicht weiter beschrieben. Man lernt sie durch das kennen, was sie tun und wie sie sich geben.
Jonas ist Student, finanziert sich die Uni durch Schwarzarbeiten auf verschiedenen Baustellen. Er ist krank, hat regelmäßig schreckliche Migräneanfälle und muss dazu noch seine Mutter versorgen, die etwas eigenartig ist, sehr still und geistig krank wirkt. Er selbst ist eine energische Person, wirkt hin und wieder sehr gereizt und unausgeglichen, was sicher mit seinem Leben zusammenhängt. 
Nachdem ihm eine Kapsel aus dem Kopf operiert wird, ist er nur noch auf der Flucht, wird verfolgt und entwickelt gewissermaßen Kräfte, die wir wohl eher einem Superhelden aus einem Comic zutrauen würden. Und plötzlichen Appetit auf Putz und Zement, Fensterkit und ähnliches bekommt er auch in manchen Situationen.
Eldh, schon einige Jahrzehnte älter, aber immer noch zurecht „Die Walküre“ genannt, ist vollkommen anders. Sie ist nicht direkt Jonas' Gegnerin, doch ist sie eine jener, die ihn jagen. Sie gehört einer zwielichtigen Organisation an, trägt immer einen Schlagring bei sich und scheut sich auch nicht davor, ihn einzusetzen. Andererseits ist sie aber auch eine Art „Beschützerin“ für die Obdachlosen und trauert jedem nach, der stirbt.
Was man vielleicht noch erwähnen sollte: Dem Leser kommt es zugute, wenn man bereits ein großes Wortvokabular besitzt, bzw. eine gewisse Allgemeinbildung, denn es werden viele Fachworte verwendet, wenn es um Strom, Schiffe und andere Dinge geht. Außerdem trifft man auf fast jeder zweiten Seite auf mindestens ein schwedisches Wort, meistens Ortsnamen. Das behinderte mich zwar nicht beim Lesen, hat aber manchmal dazu geführt, dass ich ein entsprechendes Wort vier- oder fünfmal lesen musste.

Fazit:

Firstborn bietet viel Spannung und sehr interessante Wendungen und Verknüpfungen der Geschichte. Mir persönlich war dieses Buch manchmal jedoch zu grau und farblos.