Rezension

Spannende und unterhaltsame Mischung aus Situationskomik und Tiefgang

Das Rosie-Projekt - Graeme Simsion

Das Rosie-Projekt
von Graeme Simsion

Der erfolgreiche Genetikprofessor Don glaubt nicht an das Bauchgefühl. Ebenso, wie er sein Leben nach einem streng einzuhaltenden Plan organisiert,  möchte er nun seine zukünftige Ehefrau auswählen: anhand eines eigens von ihm erstellten Fragebogens, der die gewünschten Charakterzüge der Kandidatinnen festhält. Gleich zu Beginn des "Heirats-Projekts" gerät er jedoch an die flippige Barkeeperin Rosie, die ihn mit gekonntem Akido im Restaurant vor möglichem Ärger bewahrt. Diese Frau fasziniert Don auf den ersten Blick, auch wenn schnell klar ist, dass Rosie nahezu alle Ausschlusskriterien seines Ehefrauen-Katalogs erfüllt. Und es gibt noch einen weiteren Grund, warum er sich auf den Umgang mit dieser Frau überhaupt einlässt: Rosie appelliert an sein Fachgebiet, die Gentik, denn sie möchte mit seiner Hilfe ihren leiblichen Vater herausfinden. Don willigt ein und wirft in der Folge viele seiner standardisierten Lebensregeln über Bord, um zusammen mit Rosie auf den  Spuren von deren Mutter, einer bereits verstorbenen Ärztin, zu wandeln. In deren Abschlussjahrgang der Medizinischen Fakultät, so vermuten die beiden, muss sich auch  der mutmaßliche  Vater befinden. Für das Sammeln des begehrten genetischen Fingerabdrucks der alten Bekannten von Rosies Mutter lässt Don nichts unversucht, reist mit ihr von Australien ins ferne New York und sonst wo hin, gibt den erfahrenen Barmixer,  trainiert Aikido und setzt nicht zuletzt seine wissenschaftliche Karriere aufs Spiel, indem er genetische Untersuchungen ohne das Wissen der Testpersonen durchführt. Als beide jedoch endlich am Ziel ihrer Suche angelangt sind, nimmt die Handlung noch einmal eine überraschende Wendung, es  ist aber  gar nicht mehr so klar, was das ersehnte Ergebnis eigentlich bedeutet oder ob es überhaupt noch wichtig ist. Denn bei aller situativen Komik und trotz des rasant - satirischen Erzählstils wird im Verlauf des Romans deutlich, dass es auch oder vielleicht sogar hauptsächlich um eine andere Lesart  der Geschichte, die leisen Töne und die sensible Seite der beiden Protagonisten geht. Dieser Bogen macht das eigentlich Interessante und Spannende des Romans aus.