Rezension

Spannender Auftakt

Die Auslese - Nur die Besten überleben - Joelle Charbonneau

Die Auslese - Nur die Besten überleben
von Joelle Charbonneau

Bewertet mit 4.5 Sternen

Cia Vale lebt in der Five Lakes Kolonie des Vereinigten Common Wealth. In den vergangenen Jahren sind so gut wie keine Absolventen der Abschlussklasse für die Auslese zugelassen worden, die bei erfolgreicher Teilnahme den Weg zur Universität und damit eine Führungsposition ermöglicht. Doch in diesem Jahr werden Cia und ein paar andere Schüler für die Auslese ausgewählt. Cia freut sich über diese Ehre, aber ihr Vater, der diese selber vor einigen Jahren mitgemacht hat, warnt sie davor, dass manche Prüflinge alles tun, um die Auslese zu bestehen. Manche gehen sogar über Leichen ...

Durch Kriege und Naturkatastrophen ist die Welt fast gänzlich zerstört und muss erst einmal wieder aufgebaut werden. Dazu werden die besten der besten nach der Auslese zur Universität gebracht, um einen neuen Staat aufzubauen. Da die Revitalisierung des Landes gerade erst begonnen hat, leben die meisten Menschen in ärmlichen Verhältnissen. Auch Cia müsste Hunger leiden, wenn ihr Vater nicht für die Revitalisierung des Gebietes zuständig und dabei überaus erfolgreich wäre.

Das Hauptproblem, das ich mit dem Buch habe, habe ich schon in vielen anderen Rezensionen gesehen, sodass ich längere Zeit einen großen Bogen darum gemacht habe. Und zwar das System der Auslese:
In Cias Jahr werden 108 Teenager zu der Auslese eingeladen. Sie wurden ausgewählt, weil sie in der Schule besonders gut waren. Man könnte meinen, dass 108 Menschen schon Auslese genug seien, aber es müssen noch weniger sein. Jährlich werden etwa 20 Teenager zur Universität zugelassen. Wie groß das Auswahlgebiet ist und wie viele Unis es in Nordamerika gibt, wird nicht gesagt. Meistens werden nur um die 20 Prüflinge zur Universität zugelassen, sodass verständlicherweise ein großes Konkurrenzdenken entsteht, schließlich kommt nur jeder Fünfte durch. Bis dahin komme ich gedanklich noch mit, doch dann passieren während der Auslese Dinge, die ich so gar nicht verstehe.
Wenn jemand bei einer Prüfung versagt, wird er von den Prüfern bestraft, oftmals mit dem Tod. Okay, dann sind eben nicht alle Kandidaten für die Universität geeignet, aber müssen sie deswegen gleich mit dem Tod bezahlen? Sie haben sich doch trotzdem bis zu einem bestimmten Grade qualifiziert und könnten immer noch einen mittelwichtigen Beruf ausüben. Aber anscheinend will das Vereinigte Common Wealth ganz besonders konsequent sein, obwohl die Population nach den vielen Kriegen stark dezimiert ist
Um zur Uni zugelassen zu werden, zählen einige Prüflinge nicht darauf, selber gut zu sein, sondern bringen die anderen Kandidaten einfach um, um die Konkurrenz zu schrumpfen. Und so jemand wird dann ein Oberhaupt des Staates? Das sind ja keine rosigen Aussichten. Dieser Punkt wird zwar von Cia kritisiert, aber nicht wirklich erklärt.

Blendet man jedoch diesen großen Kritikpunkt aus, was mir ziemlich leicht gefallen ist, dann ist das Buch super. Ich hoffe, dass die Hintergründe des System im Folgeband detaillierter erklärt werden.
Fakt ist, ich hatte beim Lesen superviel Spaß und sehr schnell konnte ich das Buch kaum noch aus der Hand legen. Es geht rasant zu, trotzdem gibt es auch genügend Momente, in denen die Figuren Zeit haben, kurz durchzuatmen und zu reflektieren.

Eine Liebesgeschichte darf natürlich nicht fehlen, und das finde ich hier überaus gut gelöst. Die Liebelei steht mehr im Hintergrund und nimmt nur zwischendurch größeren Raum ein. Cia hat gar nicht so viel Zeit, sich großartig Gedanken über ihre Gefühle zu machen. Sie fühlt sich in Thomas' Nähe wohl und hofft, ihn lebend durch die Auslese zu bringen. Gleichzeitig kämpft sie mit der Warnung ihres Vaters, dass sie niemandem trauen darf. Eigentlich vertraut sie aber Thomas, doch nach und nach merkt sie, dass er nicht hundertprozentig ehrlich mit ihr ist und Geheimnisse mit sich herumschleppt.

Ein Vergleich mit Suzanne Collins' Hunger Games mag vielleicht nahe liegen, schließlich gibt es so einige Parallelen, trotzdem gibt es aber so viele Neuerungen und unterschiedliche Charaktere, dass ich Die Auslese nicht als Abklatsch davon bezeichnen könnte. Dystopien sind im Jugendbuchbereich nun mal hoch im Kurs, da passiert es schon mal, dass sich die ein oder anderen Elemente überschneiden.

Je weiter ich in dem Buch vorangeschritten bin, desto mehr musste ich weiterlesen, um zu wissen, wie es mit den Protagonisten weitergeht. Das Ende enttäuscht nicht und trumpft mit einem Cliffhanger auf, der sehr, sehr neugierig auf Band 2 macht! Dass das System der Auslese ein wenig hinkt, kann ich verkraften, trotzdem wünsche ich mir, dass in der Fortsetzung noch ein paar Hintegründe erklärt werden.