Rezension

Spannender Auftakt einer Jugendthriller-Trilogie

Herz aus Glas - Kathrin Lange

Herz aus Glas
von Kathrin Lange

Bewertet mit 4 Sternen

Zum Inhalt:

Die 16jährige Juli lebt mit ihrem Vater, einem Bestsellerautor, in Boston. Als der ihr vorschlägt, die Weihnachtsferien bei seinem Verleger Jason auf Martha’s Vineyard zu verbringen, ist sie mäßig begeistert, doch als sie erfährt, dass sie sich dort um Jasons 19jährigen Sohn David kümmern soll, sagt sie aus Pflichtbewusstsein (und weil sie von ihrem Dad ein neues Handy versprochen bekommt) schließlich zu. Denn David ist seit dem Freitod seiner Verlobten Charlie depressiv und selbstmordgefährdet.

Auf Martha’s Vineyard angekommen, leidet Juli sehr unter der ständigen Abweisung durch David, für den sie immer stärkere Gefühle entwickelt. Juli muss sich nicht nur um Davids Wohlbefinden sorgen, bald ist sie selbst in Gefahr, denn die seltsamen Stimmen, die sie hört, verwirren immer mehr ihren Geist und treiben sie hinaus auf die Klippen... Dieselben Klippen, von denen sich nicht nur Charlie in den Tod stürzte, sondern auch im Laufe der Jahrhunderte zahlreiche andere Frauen. Dieselben Klippen, die von einer jungen Frau namens Madeleine verflucht wurden, die einst bei einem Schiffbruch vor den Klippen tödlich verunglückte. Wird auch Juli ein Opfer von Madeleines Fluch werden?

 

Meine Meinung:

Dies ist der 2. Jugendthriller von Kathrin Lange, den ich gelesen habe, und ich mag ihren Schreibstil einfach. Die Sprache ist jugendgerecht, aber niveauvoll, und das Buch liest sich sehr flüssig.

Die Geschichte wird von Juli als Erzählerin in der Vergangenheitsform geschildert. So nimmt der Leser teil an ihren Gedanken und Gefühlen, und teilweise bewertet sie Ereignisse auch selbst („Hätte ich damals gewusst, dass...“ u. Ä.) Die Protagonistin war mir eigentlich von Anfang an sympathisch, sie ist für ihr Alter recht vernünftig und empathisch. Auch David mochte ich irgendwie, nachdem ich ihn gemeinsam mit Juli etwas besser kennengelernt hatte. Einzig die starke Faszination, die Juli von Anfang an für David verspürt, konnte mich nicht ganz erreichen, für mich ging das mit dem Verlieben etwas zu schnell.

Die Geschichte ist sehr spannend, die Grundstimmung im Buch bedrückend und düster, aber auch trotz aller Geschehnisse meist irgendwie unaufgeregt und ruhig. Stück für Stück werden die Puzzleteile zusammengesetzt und ergeben langsam einen Sinn. Die Stimmung im Buch ist recht beklemmend, und man hat das Gefühl, zusammen mit Juli wirklich langsam verrückt zu werden. Ich wusste bis zum Schluss nicht so recht, wer hinter den ganzen mysteriösen Vorgängen nun steckt. Tatsächlich Madeleines Geist und ihr Fluch, oder gibt es für alles eine sehr weltliche Erklärung? Natürlich hatte ich meine Verdächtigen, aber diese wechselten im Laufe der Geschichte, bis ich vollends verwirrt war. Zwischendurch konnte ich mir auch eine übersinnliche Lösung vorstellen.

Der Showdown war dann auch überraschend, bzw. es gab sogar zwei Showdowns. Gestört daran hat mich lediglich, dass sich beide sehr ähnelten – hier sind wir auch schon bei meinem Kritikpunkt: Einiges hat sich für meinen Geschmack etwas zu oft wiederholt. So stehen die Klippen natürlich sehr im Mittelpunkt der Geschichte, aber ich glaube, ein paar Ausflüge dorthin hätte man sich sparen können. Dieses ständige „Huch, ich stehe plötzlich an den Klippen und will springen, wie kommt denn das jetzt?“ war irgendwann ermüdend. Für mein Empfinden hätte man diesbezüglich die Story ohne Verluste etwas abspecken können.

Auch die ständigen Reibereien zwischen Juli und David waren mir manchmal etwas zu viel. Mal ist David total abweisend, dann wieder sucht er Julis Nähe. Juli wiederum ist mal furchtbar einfühlsam und bettelt um Davids Aufmerksamkeit, dann wiederum beschimpft sie David wegen seiner Arroganz und Abweisung. Das alles geht so oft hin und her, dass ich manchmal von den beiden genervt war.

Die Geschichte ist in sich abgeschlossen, was ich auch bei ausgewiesenen Buchreihen sehr begrüße. Ich mag es einfach nicht, wenn man mitten in der Story mit einem üblen Cliffhanger in der Luft hängen gelassen wird und ein Jahr oder länger auf eine Fortsetzung warten muss. Alle Fragen werden geklärt, und eigentlich wüsste ich nicht, woran ein Folgeband noch anknüpfen könnte, doch die letzten Sätze geben Hinweise darauf, dass Juli bald wieder nach Martha’s Vineyard zurückkehrt.

Der gelungene Auftakt einer spannenden Jugendthriller-Trilogie, der mich sehr gut unterhalten hat, aber auch noch Luft nach oben lässt.

Kommentare

Nenya kommentierte am 09. März 2014 um 22:14

Schöne Rezension! :)
Das Buch hört sich interessant an, muss ich mir mal merken und auf die Wunschliste schreiben :)