Rezension

Spannender Fall mit sympathischen Figuren

Dunkel Land
von Roxann Hill

Bewertet mit 5 Sternen

Die junge Verena Hofer zieht zusammen mit ihrer verwaisten Nichte auf das Gut Wuthenow, wo sie sich um den Neffen der Gutsherrin kümmern soll. Aber anstellte des erwarteten kleinen Jungen trifft Verena auf einen erwachsenen Mann, der nach einem Unfall sein Kurzzeitgedächtnis verloren hat, aber trotzdem als Ermittler und Berater der Berliner Polizei arbeiten will…

Die Geschichte wird aus der Ich-Perspektive von Verena erzählt. Eigentlich mag ich diese Sichtweise nicht besonders, hier hat es mich allerdings nicht gestört. Wahrscheinlich liegt es daran, dass mir Verena grundsätzlich sympathisch war, auch wenn ich trotz der gewählten Perspektive nicht sonderlich viel über sie erfuhr und sie doch etwas zu unbeschwert wirkte und alle Widrigkeiten, von Tatortfotos bis hin zur Autopsie, locker wegsteckte. Einige wenige Kapitel werden aus der Sicht anderer Figuren in der dritten Person geschildert, die sind allerdings selten und kurz genug, um nicht weiter aufzufallen. Die zweite Hauptrolle neben Verena spielt Carl, ihr Schützling, als dessen Begleiterin Verena angestellt wurde. Er erschien mir zwar auch eher blass, was vielleicht auch mit seiner "Behinderung" zusammenhängen könnte, aber trotzdem sympathisch.

Das Setting erinnerte mich entfernt etwas an die Sherlock-Holmes-in-der-Neuzeit-Fernsehserie "Elementary". Auch hier geht es um eine junge Frau, die nach einem traumatischen Erlebnis einen Jobwechsel braucht und dabei ungeplant als Begleiterin eines zivilen Ermittlers eingesetzt wird. Hier ist es allerdings kein drogensüchtiger Polizeiberater, sondern ein solcher, der nach einem Unfall sein Kurzzeitgedächtnis verloren hat und sich nur an die Dinge erinnern kann, die am jeweiligen Tag passiert sind. Da er sich aber präzise Notizen macht und diese allmorgendlich auswendig lernt, nimmt diese Eigenschaft in der Geschichte nur einen anekdotischen Rang ein.

Mich hat vor allem das Setting gepackt, aber auch der Kriminalfall ist alles andere als langweilig. Ein schwer misshandelter junger Mann wird tot aufgefunden. Ein solches Verbrechen gab es schon vor einigen Jahren, doch der damalige Täter sitzt immer noch hinter Gittern. Hatte er einen Komplizen, der die Taten heute alleine fortführt? Die Geschichte ist spannend aufgebaut und enthält einige interessante Wendungen, die ich so nicht erwartet hätte. Ich habe schlussendlich den Täter zwar vor den Ermittlern entdeckt, aber nur wenige Seiten früher, sodass ich hier nicht von Vorhersehbarkeit sprechen möchte. Ob das Buch einen Einzelband darstellt oder ob daraus eine Reihe entstehen wird, kann ich nicht beurteilen. Der Schluss der Geschichte lässt beides offen.

Der Schreibstil der Autorin Roxann Hill (bei dem Namen hatte ich eine Amerikanerin oder Britin erwartet und war ziemlich überrascht, dass die Geschichte in Berlin und Umgebung spielt, da ich den Klappentext schon Wochen zuvor gelesen und darum nicht mehr präsent hatte) lässt sich flüssig lesen. Zusammen mit der spannenden Geschichte hat er dazu geführt, dass ich das Buch in einem Rutsch durchgelesen hatte. Die Geschichte ist eher gemütlich gehalten, enthält aber einige etwas eklige Szenen. Daher könnte es mit der Zielgruppe schwierig werden: für abgebrühte Thrillerfans ist der Krimi sicher zu locker und "fröhlich" gehalten, für Anhänger von "Cosy Crime" wird er aber doch zu brutal sein. Ich mag beides, daher hat er mir gut gefallen.
 

Mein Fazit

Spannender Fall mit sympathischen Figuren und interessanten Setting. Ich wünsche mir eine Fortsetzung!