Rezension

spannender historischer Krimi

Die Salbenmacherin und die Hure
von Silvia Stolzenburg

Bewertet mit 5 Sternen

„...Tatsächlich hatte sich mit dem Umzug in das neue Haus am Burgberg Oliveras Kundschaft zum Teil gewandelt. Neben den Salben und Tränken für jüngere Haut, strahlendere Augen und glänzenderes Haar wurde vor allem nach dem süßen Konfekt verlangt, das Götz inzwischen selbst herstellte...“

 

Wir schreiben das Jahr 1409. In Nürnberg wird ein Toter aus der Pregnitz gefischt, der grausam zugerichtet ist. Nicht nur der Henker, auch der Apotheker Götz und seine Frau Olivera kommen zur Totenschau. Während die drei der Meinung sind, dass der Mann von menschlicher Hand ermordet wurde, vertritt der Medicus den Standpunkt, dass ein Werwolf sein Unwesen treiben könnte.

Die Autorin hat einen fesselnden und abwechslungsreichen historischen Kriminalroman geschrieben. Es ist der dritte Teil um die Salbenmacherin Olivera. Wichtige Informationen zu den vorherigen Teilen sind geschickt im Text integriert. Das Buch hat mich schnell wieder in seinen Bann gezogen.

Das liegt unter anderen an dem angenehmen Schriftstil und der vielschichtigen Handlung. Gut wird beschrieben, wie Olivera Salben und Tränke zubereitet. Obiges Zitat zeigt, dass Eitelkeiten keine Erfindungen der Neuzeit sind. Gleichzeitig erfahre ich einiges über die Medizin der damaligen Zeit, denn Olivera unterstützt mit ihren Kenntnissen das Spital. Die Feindschaft zwischen dem Medicus und dem Apotheker allerdings lässt in Olivera alte Ängste wieder aufleben, denn sie ist schwanger und fürchtet um ihr Kind. Deshalb zieht sie sich dieses Mal auch etwas von den Ermittlungen zurück.

Anders verhält sich der Apothekerjunge Jona, den Götz bei sich aufgenommen hat. Zusammen mit seinem Freund Casper will er den Werwolf fangen. Deutlich wird, wie die Hysterie in der Stadt nach einem weiteren Mord zunimmt. Der Stadtwache fällt es nicht leicht, die Bevölkerung in die Schranken zu weisen.

Ein weiterer Handlungsstrang spielt sich im Frauenhaus ab. Die 16jährige Gerlin hofft, sich irgendwann freikaufen zu können und möchte gern als Magd in Spital arbeiten. Ihre Freundin Eva allerdings hat einen festen Schlafmann, der ihr ein Geschenk und die Freiheit versprochen hat. Dafür lässt sie sich sogar verprügeln.

Als besonderes Stilmittel darf ich ab und an die Gedanken des Täters verfolgen. Er hat Blut geleckt und fühlt sich unangreifbar. Raffiniert gelingt es ihm immer wieder, seine Spuren zu verwischen.

Die Verhältnisse der damaligen Zeit werden gut dargestellt, sei es das Markttreiben, Gerichtsbarkeit und Folter, aber auch die regen Diskussionen im Rat. Breiten Raum nehmen die Emotionen der Protagonisten ein. Jona schwankt zwischen Abenteuerlust und Angst. Gerlin möchte ihrer Freundin helfen und bringt dabei viel Mut auf. Olivera setzt sich gegen Aberglauben und Vorurteile zur Wehr.

Eine Bibliografie und ein inhaltsreicher Nachwort ergänzen die Geschichte.

Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Dazu haben der hohe Spannungsbogen und die sympathischen Protagonisten beigetragen.