Rezension

Spannender Irland-Krimi

Lügenmauer - Barbara Bierach

Lügenmauer
von Barbara Bierach

Ein brisantes Thema, welches sich vom Damals bis ins Heute verfolgen lässt ...

Kurz zur Geschichte:
In nordirischen County Sligo wird die Leiche eines hochrangigen Mitglieds der Kirche gefunden. Diesen Fall muss Emma Vaughan bearbeiten, alleinerziehende Mutter eines Sohnes mit wenig Zeit für ein Familienleben. Die Spur zum Mörder führt in die Vergangenheit Irlands, in die 60ger Jahre, als ledige schwangere Mädchen/Frauen in Heime gesteckt wurden, dort ihre Kinder gebaren und diese ihnen dann weggenommen wurden. Was aus ihren Kindern wurde, haben die wenigsten Frauen später erfahren. Emma´s Ermittlungen in der Familie des Opfers kommen nicht voran, denn irgendetwas soll verborgen bleiben und am Besten nie ans Tageslicht kommen. 

Meine Meinung:
Barbara Bierach ist hier ein tolles Debüt gelungen und mit Emma Vaughan hat sie eine Ermittlerin geschaffen, die nicht alles mit links erledigt, egal ob beruflich oder auch privat, eine Frau mit Ecken und Kanten, von der Abhängigkeit nach Tabletten ganz zu schweigen.

Gleich das erste Kapitel, welches im Herbst 1964 angesetzt ist, hat mich als Leserin nicht kalt gelassen. Es werden keine Namen genannt, aber eine SIE wird von einem ER vergewaltigt. Das dieser Missbrauch sich weiter durch die Geschichte ziehen wird, war sofort klar, aber das es dieses Ausmaß annimmt nicht.
Eindringlich und erschreckend beschreibt die Autorin wie damals mit den ledigen, schwangeren Mädchen umgegangen wurde und wie viele ein Leben lang darunter zu leiden hatten.

Dann wird ein Sprung in das Jahr 2005 gemacht und Emma wird in das Haus des Pfarrers Fitzpatrick gerufen, da seine Haushälterin diesen erdrosselt aufgefunden hat. Laut ihr, soll er ein Hallodri gewesen sein und hinter jedem Rock her, damals wie heute noch. 
Die immer wieder eingeschobenen Rückblenden in die 60er Jahre fügen dann das Puzzle so langsam Stück für Stück zusammen, so das man beim Lesen schon fast ahnt warum es geschehen ist, aber nicht wer es war.
Das Ende ist logisch, aber auch traurig, zudem verständlich und menschlich wie Emma damit umgegangen ist. 
Beim Lesen merkt man sehr deutlich, das Barbara Bierach im County Sligo lebt, denn ihre Beschreibungen der Landschaft und die Eigenschaften der Menschen sind herrlich ehrlich wiedergegeben und mir als Irland-Bereisende sehr bekannt. 

Ein solider, gut zu lesender Krimi, mit einem ernsten Thema als Hintergrund und ich hoffe, das Emma noch so einige Fälle zu lösen hat.