Rezension

Spannender Jugendthriller mit überraschendem Ende

Stigmata - Beatrix Gurian

Stigmata
von Beatrix Gurian

Bewertet mit 4 Sternen

Allein das Cover macht Lust die Geheimnisse, die sich um Emmas Familie ranken zu ergründen. Die silberne Schrift wirkt auf dem dunkelgrünen Hintergrund richtig schön. Durch die ganzen Schnörkel wirkt es irgendwie alt, wie aus der damaligen Zeit, und irgendwie geheimnisvoll und sagenumwoben.
Immer wenn ein neues Kapitel anfängt, werden die Schnörkel, dieses Mal in dunkelgrün, wieder aufgegriffen. Vor allem die Kapitel, die in der Vergangenheit spielen sind damit schön verziert.

Wer denkt, dass die Handlung langsam beginnt, der irrt sich gewaltig. Von Anfang an tauchen Geheimnisse auf, auf die man unbedingt eine Antwort haben möchte. Schnell ist man in der Handlung gefangen und man möchte das Buch nicht mehr aus der Hand legen.

Die Haupthandlung spielt sich bei Emma ab, die an einem Jugendcamp teilnimmt. Diese Handlung wird immer wieder durch andere Handlungsstränge unterbrochen. Zum einen wird von Agnes (Emmas toter Mutter) erzählt und zum anderen von dem was Emma erlebt hat, seit ihre Mutter gestorben ist bis zur Teilnahme am Camp.
Man ärgert sich regelrecht, wenn die Haupthandlung unterbrochen wird. Allerdings muss ich sagen, dass es mich dadurch noch mehr gereizt hat weiterzulesen.

Auch die geheimnisvollen Bilder, die gerade in den ersten 2/3 des Buches gezeigt werden, machen es noch interessanter und man möchte unbedingt wissen, was es damit auf sich hat.

An diesem Buch finde ich es wirklich wunderbar, dass keine Langeweile aufkommt. Es geht Schlag auf Schlag weiter und es ist toll, dass im Gegensatz zu vielen anderen Büchern, keine Dümpelphase vorkommt. Immer mehr Geheimnisse und Fragen tauchen auf und man kann wirklich nur Theorien aufstellen, was es damit auf sich hat.

Und das ist gerade durch die Protagonisten entstanden. Dadurch das die Betreuer (Nicoletta, Sebastian und Dr. Becker) und die anderen Teilnehmer (Tom, Philipp und Sophia) sich doch sehr geheimnisvoll verhalten und kaum etwas über sie bekannt wird, weiß man sie wirklich nicht einzuschätzen. Man kann einfach nicht sagen wer Freund oder Feind ist. Immer wieder muss man wieder umdenken.
Allerdings ist das auch ein Minuspunkt. Dadurch das man nichts bzw. kaum etwas über die Leute erfährt, wirken sie eher leblos. Ein wenig ihrer Lebensgeschichten wären toll gewesen. Und mal ganz ehrlich: Hätte es bei Sophia nicht auch eine Spinnenphobie oder so sein können? Eine Knopfphobie fand ich doch etwas freaky.

Ich kann nicht wirklich festmachen woran es lag, aber mit Emma bin ich nicht richtig warm geworden. Klar, ich hab mit ihr gefiebert, aber so als Person... Na ja, man kann ja nicht immer alle mögen. Anfangs schwört sie sich, dass sie keinem vertrauen wird, weil sie den Mörder finden will, dann verliebt sie sich trotzdem in Philipp und das nur weil sie er ein bisschen nett zu ihr war.

Mit dem Ende hätte ich so überhaupt nicht gerechnet. Es war wirklich überraschend. Von der Idee her wirklich gut, es hätte jedoch besser ausgearbeitet sein können. Es ging mir einfach viel zu schnell. Während mir im Rest des Buches die Schnelligkeit gefallen hat, passte es an dieser Stelle überhaupt nicht. Etwas weniger Tempo und etwas mehr Tiefgang wären besser gewesen.

Es hat mir jedoch gefallen, dass es in diesem Buch nicht hauptsächlich um Religion ging, auch wenn der Titel und der Prolog es vermuten lässt. Dennoch wird ein wichtiges Thema angeschnitten: Die Misshandlung von Kindern durch Mitglieder der Kirche. Ich hätte mir dazu etwas mehr gewünscht, denn es ist nach wie vor ein aktuelles Thema, siehe dazu die Fälle von sexuellem Missbrauch von Schülern an katholischen Schulen.

Alles in Allem war es ein wirklich gutes Buch und ich hatte eine wirklich schöne Zeit. Gerade Teenies dürften damit richtig Spaß haben, aber auch als Erwachsener kann man das Buch genießen und mitfiebern.