Rezension

spannender Kriminalroman mit tollen Charakteren

Das Dorf der Mörder - Elisabeth Herrmann

Das Dorf der Mörder
von Elisabeth Herrmann

Bewertet mit 4 Sternen

Nachdem im Berliner Tierpark eine Leiche gefunden wurde, mitten im Pekari Schwein Gehege, ist sich die Polizei schnell sicher, dass es die geständige Charlie Rubin gewesen sein muss, denn alle Indizien sprechen gegen sie. Doch die junge und engagierte Streifenpolizistin, Sanela Beara, die als erstes am Einsatzort ankam, zweifelt an der Täterschaft der Frau. Auch der Psychologe Jeremy Saaler, der sich daran beteiligt, ein Gutachten über die Zurechnungsfähigkeit der angeblichen Mörderin zu erstellen, glaubt nicht an deren Schuld. Bald schon kommt der Verdacht auf, dass mehr hinter der Tat steckt und die beiden begeben sich unabhängig voneinander auf Spurensuche in Charlies Heimatdorf Wendisch-Bruch, im Süden Brandenburgs.

Eigentlich lese ich so gar keine Kriminalromane, weshalb mich dieses Buch vorerst recht kalt lies. Trotzdem habe ich ganz spontan danach gegriffen und es gelesen. Zum Glück. Denn hätte ich dies nicht getan, wäre mir eine wirklich spannende Geschichte entgangen. Ich muss aber dazu sagen, dass ich mir, trotz dass das Buch direkt auf der ersten Seite als Kriminalroman bezeichnet wird, nicht sicher bin, ob es das tatsächlich auch ist. Zwar gibt es eine Ermittlerin, doch das Ganze fühlte sich eher wie ein Thriller für mich an.

Auffällig ist der für einen Roman dieses Genres sehr besondere Schreibstil der Autorin. Sie schafft es, bis auf eine Kleinigkeit, die ich später noch erwähnen werde, ein genaues Maß zwischen tatsächlicher Handlung und Beschreibungen zu finden. Sie schreibt hier einfach und doch mit einer gewissen Würze, die mir sehr gefallen hat. Die Spannung tat ihr Übriges und ich flog nur so durch die Seiten. Es fiel mir von Seite zu Seite schwerer, das Buch zur Seite zu legen, weil ich unbedingt wissen wollte, wie es weiter geht.

Auch was den Plot angeht, ist dieser Elisabeth Herrmann sehr gut gelungen. Nachdem man die einzelnen Charaktere näher kennenlernt, wobei es nicht langweilig wird, wie man denken könnte, geht es mehr und mehr zur Sache. Durch die unterschiedlichen Sichten, aus denen die Geschichte erzählt wird, entstehen viele kleine Cliffhanger, die dafür sorgen, dass man automatisch dran bleibt. Und dann noch dieses Verwirrspiel, durch welches man bis zum Ende an der Nase herum geführt wird, denn fast bis zum Schluss kann man sich nicht über den tatsächlichen Täter sicher sein. War es tatsächlich Charlie? Ihre Schwester Cara? Oder doch jemand ganz anderes? Spannung pur. Und damit wären wir schon beim einzigen Manko. Denn das Ende hat mir nicht einhundert prozentig zugesagt, weil es sich meiner Meinung nach etwas zu sehr in die Länge gezogen hat. Die Auflösung an sich hat mir aber gefallen und mich überrascht.

Was die Charaktere angeht, so hat die Autorin auch hier ganze Arbeit geleistet. Eine jede handelnde und nicht handelnde Person ist super geschrieben und passt genau in ihre Rolle. Sanela ist eine ehrgeizige, aber unterschätzte Polizistin, die ich wirklich mochte. Auch Jeremy Saaler ist ein sehr sympathischer Charakter. Was die Geschwister Charly und Cara angeht, so sind diese sehr undurchschaubar und ihr Handeln gerade am Anfang nicht nachvollziehbar, was sich aber gegen Ende hin auflöst.

Ich kann nur sagen, dass ich froh bin, dieses Buch gelesen zu haben, denn ich habe es sehr genossen, in die dichte Atmosphäre der Geschichte abzutauchen. Man sollte dieses Buch auf jeden Fall lesen, wenn man spannungsgeladene Romane mag, egal ob Krimis oder Thriller. Und selbst, wenn man Krimis eigentlich nicht mag, so wie ich, sollte man sich hier heran trauen.

(Das Buch wurde übrigens verfilmt. Den Film kann ich jedoch gar nicht empfehlen!)