Rezension

Spannender, nicht ganz konsequenter Titel

Winterseele. Kissed by Fear - Kelsey Sutton

Winterseele. Kissed by Fear
von Kelsey Sutton

Bewertet mit 4 Sternen

Stell dir vor, du hättest keine Gefühle. Keine Angst, keine Liebe, kein Schmerz und kein Nervenkitzel. Stell dir vor, dir begegnen Gefühle nur in Form von unsichtbaren menschlichen Gestalten. Du hast keine Ahnung, warum du so bist wie du bist. Du weißt nur, dass die Angst in Form von Fear dir im Nacken sitzt und herausfinden will, was du eigentlich bist.

Story:
Elizabeth ist seit einem schweren Unfall komplett gefühlslos. Sie hat keine Angst, sie vermisst niemanden, sie kann nicht lieben. Das macht ihre Familie ziemlich madig, ja und auch ihr Umfeld wie zum Beispiel ihre Klassenkameraden macht ihre merkwürdige Art nervös. Elizabeth ist durchweg ein Absonderling. Sie sieht die Gefühle in Form von unsichtbaren Personen. Sie kann mit ihnen reden, auch wenn die meisten sie ignorieren. Fear, also die Angst, ist der einzige, der sich näher mit ihr beschäftigen möchte. Er möchte herausfinden, wer genau sie ist. Nur ein Junge traut sich und versucht Elizabeth's Herz zu berühren. Was natürlich ein absolut hoffnungsloses Unterfahren ist. Oder?
Protagonisten:
Elizabeth als Protagonistin macht es einem am Anfang nicht leicht, sie wirkt kalt, was ja bei einem gefühllosen Menschen durchaus sein kann, ist jedoch manchmal etwas sprunghaft und inkonsequent, wodurch ich ja etwas Zweifel hatte, ob hier eine authentische Durchführung möglich sei. Zum Glück entwickelt sich Elizabeths Charakter noch zum authentischeren (wenn man bei einem Menschen ohne Gefühle überhaupt von Authentizität sprechen kann)
Fear ist ziemlich mysteriös. Ich hätte ihn mir anders vorgestellt, vielleicht etwas hässlicher oder so. Ich weiß nicht ob Angst und Schönheit miteinander kompatibel sind. Die anderen Emotionen hatten auch alle Eigenschaften, die zu dem jeweiligen Gefühl passen. Bei Fear hatte ich nicht so das Gefühl, dass die Beschreibung passt.
Joshua ist ein absoluter Traumtyp. Er versucht Elizabeth zu erweichen und hat viel Geduld mit ihr. Er legt die notwendige Ernsthaftigkeit an den Tag und ich hätte mich an Elizabeth's Stelle auf ihn eingelassen. Ob sie es tut, erfahrt ihr im Buch ;-)
Meinung:

Die Thematik des Buches hat mich sofort angesprochen. Es ist eine interessante Idee mit der Gefühlslosigkeit. Ich hatte auf neue Perspektiven gehofft und auf eine genaue Schilderung, wie sich so ein gefühlsloser Mensch denn nun so verhält. Leider kam dies überhaupt nicht authentisch herüber. Ich habe das Buch gelesen und habe mir währenddessen dabei gedacht: so würde doch niemand handeln, der nichts fühlt. Die Autorin erwähnt jedoch immer wieder, dass Elizabeth sich angepasst hat, indem sie andere mit ihren Reaktionen beobachtet hat. Dennoch kamen die Handlungen mir sehr komisch vor. Erst als man verstanden hat, warum das so ist, konnte ich mich beruhigen und das Buch genießen. Das Buch ist in der Ich -  Perspektive geschrieben und man kann allerdings nicht selektionieren, ob Elizabeth etwas tut, weil ihr wirklich danach ist, oder ob sie sich gerade nur etwas "anpasst". Also das war schon für mich etwas verwirrend. Zum Glück steht hinter der Thematik noch eine sehr spannende Geschichte. Was ist mit Elizabeth geschehen? Warum ist sie so? Das Buch nimmt nach diesem kurzen Engpass am Anfang dann doch noch mal eine spannende Wende. Was auch sehr gut war, war der Sprachstil, der eine Entwicklung durchmacht parallel zu Elizabeths erwachender Gefühle. 
Wer für mich ein Rätsel war, war Fear. Ich konnte ihn absolut nicht einschätzen. Mochte er nun Elizabeth oder nicht? Aber seine Art und Weise lässt manchmal daran zweifeln, oder ist er nur so, weil er nun mal die Angst ist? Dieses Mysteriöse hat mich ganz schön aufgebracht und hat für den nötigen Thrill gesorgt. Eine sehr gute Umsetzung also, wer hat schon die Angst persönlich als Gast in seinem werk?
Fazit:
Nach anfänglicher Verwunderung, hat sich das Buch spannend und positiv entwickelt. Für mich wurde auf mehreren Ebenen geklärt, warum die Protagonistin anfangs so handelt  bzw. denkt, sodass für mich die charakterliche Gestaltung rund ist. Besonders hervorzuheben ist der schöne Sprachstil, der sich mit dem Charakter Elizabeth entwickelt, was ich nicht so einfach finde,. noch dazu in der "Ich Perspektive".  Eine interessante Idee, die mich gereizt hat und mich nicht im Mindesten enttäuscht hat.
Von mir gibt es daher 4 Monsterpunkte !