Rezension

Spannender Page-Turner mit unerwarteten Wendungen

Du kannst keinem trauen - Robison Wells

Du kannst keinem trauen
von Robison Wells

Bewertet mit 4 Sternen

Inhalt
Benson Fisher sichert sich ein Stipendium für die Maxfield Academy in New Mexiko. Bereits bei seiner Anfahrt bemerkt er, dass das Elite-Internat anders ist als erwartet: dreieinhalb Meter Maschendrahtzaun umgeben das riesige Gelände, tiefer im Inneren erstreckt sich eine massive Backsteinmauer und die Schüler, die er von außen im Gebäude sehen kann, verhalten sich merkwürdig. Im System des Internats gibt es keine Erwachsenen, dafür aber viele Regeln, deren Bruch hart bestraft wird. Kontrolliert wird die Einhaltung von Kameras, die sich überall im und am Gebäude befinden. Trotzdem kennt Fisher nur einen Gedanken: Flucht aus diesem Hochsicherheitsgefängnis, das ihm seine Freiheit nimmt und ihn von der Außenwelt abschottet. Doch als Jane, ein Mädchen für das er etwas mehr empfindet als er sollte, bei einem brutalen Angriff schwer verletzt wird, kommt Benson dem Geheimnis der Maxfield Academy auf die Spur, welches ihn bis ins Mark erschüttert...

Titel und Cover
Der Titel passt wie die Faust auf's Auge. Mehr kann ich dazu nicht sagen, ohne etwas zu verraten.
Das Cover ist sehr passend. Das Rot strahlt etwas gefährliches aus und erinnert mich an das Licht von Kameras, die es ja an der Maxfield Academy zu genüge gibt. Passenderweise ist auch noch das „DU“, wie Benson, eingekesselt von Stacheldraht. Wirklich perfekt!

Stil
Das Buch ist aus der Ich-Perspektive geschrieben, sodass der Leser das Internat und seine Besucher aus der Sicht von Benson Fisher erlebt. Am Anfang erhält Benson und somit auch der Leser einen Überblick über das System, welches recht simpel erklärt wird und man sich so gut in die Geschichte einfinden kann. Ich gehe an dieser Stelle nicht weiter auf Einzelheiten ein, da es einfach zu viel vorweg nehmen würde.
Der Text ist sehr einfach, im Sinne von klar und verständlich, geschrieben und lässt sich flüssig lesen. Mir hat der Schreibstil wirklich gut gefallen, da er zum Charakter von Benson passt. So etwas wie poetische Ausschweifungen wären hier einfach fehl am Platz gewesen. Des Weiteren gehört das Buch meiner Meinung nach zurecht zur Kategorie der Young Adult-Thriller, da es spannend ist, aber nicht auf eine Art, die sich etwa auf einem Level mit grausamen Psychospielen und perfiden Ritualmorden bewegt. Ich denke aber, dass es definitiv auch älteren Generationen gefallen wird.

Charaktere
Da es in dem Buch besonders um Vertrauen geht, stelle ich hier nur den Protagonisten vor, damit nicht zu viel über die anderen Personen verraten wird.
Benson ist 17 Jahre jung, hat in seinem Leben schon 33 Pflegefamilien durchlaufen und dementsprechend häufig die Schule gewechselt. Er bewirbt sich selbstständig auf das Stipendium, da er seine kindliche Hoffnung, dass es in der nächsten Familie und somit auch der nächsten Schule besser sein wird, abgelegt hat.
Sein Charakter ist durch das Alleinsein prägt. Er beißt sich durch das Leben, ist aber seelisch nicht immer so stark wie er es gerne hätte. Zum Teil wirkt er auch noch sehr naiv und ist sich der Konsequenzen seines Handelns nicht vollkommen bewusst. Diese Darstellung fand ich sehr realistisch, da er eben immer noch ein Teenager ist. Der Leser erlebt jedoch mit, wie sich Benson im Umgang mit seiner Situation an der Maxfield Academy stetig weiterentwickelt.

Fazit
Die ganze Idee Rund um die Maxfield Academy hat mir sehr gut gefallen. Sie war nicht ganz neu, aber wirklich gut umgesetzt. Die Geschichte ist fesselnd, das ganze Buch ein absoluter Page-Turner und nimmt kurz nach der Hälfte der Seiten eine Wendung, die für mich vollkommen überraschend war! Der zweite Teil „Ihr seid nicht allein“ ist ein absolutes Muss, da das Buch mit einem fiesen Cliffhanger aufhört.
Insgesamt vergebe ich vier von fünf Sternen. Den einen Stern Abzug gibt es aufgrund einer nicht ganz so neuen Idee und einem kurzen Spannungstief im mittleren Bereich des Buches. Trotzdem gilt: Absolut empfehlenswert!