Rezension

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spannender Polit-Thriller

Balthasars Vermächtnis - Charlotte Otter

Balthasars Vermächtnis
von Charlotte Otter

Bewertet mit 4 Sternen

Maggie Cloete ist Kriminalreporterin bei der Gazette in Pietermaritzburg (Südafrika). Sie liebt ihre Stadt, aber sie kennt auch die negativen Seiten zur Genüge.

Vor dem örtlichen Aidshilfe-Zentrum wird ein Mann erschossen, schnell wird es als Raubüberfall abgetan. Als Maggie erfährt, wer der Tote ist, kniet sie sich besonders rein, da der tote Balthasar Meiring sich eine Woche vorher bei ihr meldete, um mit ihr über einen Prozess zu sprechen. Einige Familien haben eine  Sammelklage gegen einen Doktor eingereicht, der Vitaminpräparate als Mittel gegen AIDS produzierte und verkaufte. Maggie hatte an dem Fall kein Interesse und wimmelte Balthasar ab. Nun aber ist ihr Interesse geweckt. Steckt mehr hinter diesem Fall? Als sie dann auch noch bedroht wird, ist das für sie Grund genug, sich noch mehr reinzuhängen, denn sie ist verbissen. Ihre Vorgesetzten erklären, dass dieser Raubüberfall für die Zeitung uninteressant ist und verbieten ihr, weiter investigativen Journalismus zu betreiben; sie sei Kriminalreporterin. Also ermittelt sie ohne Rückendeckung durch die Gazette weiter. Dabei entdeckt sie bald, dass die Medikamentengeschichte mit dem Mordfall zusammenhängt.

Balthasar hatte mit seiner Familie gebrochen, da sie seine Lebensweise nicht akzeptierten. Er war mehr als engagiert in der Aidshilfe tätig, wobei er auch sein Vermögen einsetzte. Doch das wurde nicht anerkannt, im Gegenteil: er bekam er heftigen Gegenwind. Die Regierung will nicht für Aids-Medikamente zahlen, sie negiert einfach die Wirkung dieser Medikamente. Verbrecher arbeiten nur in die eigene Tasche und die Aidserkrankten sind in ihren Traditionen verwurzelt, so dass sie häufig Balthasars Unterstützung ablehnen.

Die Personen in diesem Roman sind sehr authentisch beschrieben. Maggie ist sympathisch, hat aber nicht nur angenehme Seiten. Sie ist stur und disziplinlos gegenüber den Vorgesetzten. Auch die Figur des Balthasar entwickelt sich im Laufe der Ermittlungen und wird - wie ein Puzzle - Stück für Stück zusammengesetzt.

Die Geschichte ist temporeich geschrieben und hat viele Nebenschauplätze, die das Ganze noch interessanter machen, da man nie weiß, wer jetzt gerade welche Interessen vertritt.

Die Südafrikanerin Charlotte Otter, die heute in Deutschland lebet, hat wie ihre Protagonistin als Kriminalreporterin gearbeitet. Sie weiß also, wovon sie redet. Sie kennt die Gegebenheiten in Südafrika sehr genau, da sie lange dort lebte. Sie prangert Rassismus, Aidsproblematik, Aberglauben, Politik und Geschäftemacherei unterhaltend in Form eines Krimis an, der ungeheuer spannend ist.