Rezension

Spannender Reihenauftakt

Frostflamme - Christopher B. Husberg

Frostflamme
von Christopher B. Husberg

Bewertet mit 4.5 Sternen

Ich hatte von vielen gehört, dass dieses Buch richtig toll sei und so habe ich nicht lang gewartet und mich der Lektüre gewidmet. Recht schnell habe ich auch gemerkt, was den anderen an diesem Buch so gefallen hat: Es ist gut geschrieben, die Anzahl der Protagonisten ist überschaubar und die Handlung, die sich langsam aufbaut, ist interessant und spannend.
Doch beginnt sie recht zügig: Im Prolog ist der Leser Zeuge wie Winters Vater einen tot geglaubten Mann aus dem eiskalten Meer zieht. Wie ein Wunder ist er jedoch am Leben. Die eigentliche Geschichte startet wesentlich später als besagter Mann nun unter dem Namen Noth im Dorf Pranna bei den Tiellanern lebt. Noth hat seine komplette Erinnerung verloren und ist in Ermangelung einer anderen Zuflucht dort geblieben und hat sich in Winter verliebt. Noth ist ein Mensch, Winter eine Tiellanerin. Dies ist ungewöhnlich, denn aufgrund der historischen Entwicklung sind sich diese Völker nicht grün. Die Handlung setzt an dem Tag der Hochzeit der beiden ein. Doch die Hochzeit verläuft alles andere als wunderschön, denn Männer in grünen Umhängen platzen in die Zeremonie, scheinen Noths altes Ich zu kennen und greifen an. Noth erinnert sich instinktiv an vergessene Fähigkeiten und metzelt die Angreifer nieder. Da durch diesen Eingriff jedoch Unbeteiligte gestorben sind, verlässt Noth noch in der Hochzeitsnacht seine bewusstlose Frau und begibt sich auf die Suche nach dem geflüchteten Mann im grünen Umhang. Unterwegs gewinnt er eine sehr interessante Reisegefährtin, die bei weitem nicht all ihre Geheimnisse preisgibt. Klar ist nur: Sie ist ein Vampir. Winter hält es auch nicht mehr in ihrem Dorf. Gemeinsam mit ihrem Jugendfreund Lian nimmt sie Noth‘ Verfolgung auf. Auch sie gewinnt unterwegs Reisegefährten, die nicht minder Geheimnisse haben, in Winter jedoch magisches Potential erkennen und sie unterweisen.
Die Geschichte als solche hat mir wirklich gut gefallen. Im Finale wird noch einmal deutlich, was der Titel bereits verkündet hat: Dieses Buch ist der Reihenauftakt der Chroniken der Sphaera. Im gesamten Buch nimmt sich der Autor die Zeit die Hauptcharaktere vorzustellen und ihnen Zeit zur Selbstfindung und Entwicklung zu lassen. Auch werden grundlegende Dinge wie die Magie, die Welt und so manche Geheimorganisation (zumindest in Ansätzen) erklärt. Selbst Noths vergessener Hintergrund wird am Ende fast greifbar. Doch letztlich mündet alles in ein wirklich spannendes Finale, das deutlich macht: Jetzt ist klar, worum es geht und die Handlung beginnt. Normalerweise sind das dann die Momente, an denen ich denke: „Alles schön und gut, aber das hätte man auch schneller erzählen können, damit die echte Handlung schneller beginnen kann.“ Mit anderen Worten: Bei manchen Reihen erscheint der erste Band aufgrund der wenig wichtig erscheinenden Handlung als nicht wichtig bis überflüssig. Dies ist hier eindeutig nicht so, denn es gab zum einen ein ordentliches Finale, zum anderen war es wirklich interessant die Figuren zu begleiten.
Das einzige was mich an diesem Buch gestört hat, ist die Entwicklung der Figur Winter. Zu Beginn war sie mir sympathisch fühlte sie sich doch aufgrund ihrer Herkunft in diesem kleinen Fischerdorf nicht wohl und wollte für sich etwas anderes erreichen. So war sie nie in der Lage dort gefühlsbasierte Wurzeln zu fassen. Im weiteren Verlauf verlässt sie ja ihr Dorf und scheint damit auch zufrieden zu sein, doch nachdem ihre Magie endeckt wurde, verlor sie meine Sympathie. Das liegt vor allem daran, dass sie – obwohl sie eindeutig vor den Folgen gewarnt wurde und sie sich ihres Verhaltens im Grunde durchaus bewusst ist – von der Substanz, die ihr die Magie ermöglicht und die man „Frostflamme“ nennt – süchtig wird. Husberg beschreibt den psychischen Teil ihrer Sucht zwar ganz ok, dennoch nicht so treffend, dass ich nachvollziehen könnte, warum sie nicht einfach auf die Warnungen hört. Sicher spielt ihr Selbstbewusstsein eine Rolle und die Tatsache, dass sie ihre Nische in der Welt noch nicht für sich entdeckt hat, doch ich kann nicht in Worte fassen, wie sehr mir dieses Süchtigenverhalten auf die Nerven gegangen ist. Vor allem, da sie keine körperlichen Auswirken gehabt zu haben scheint, begreife ich wirklich nicht, wieso sie nicht die Finger davon lassen kann.
Das Finale macht jedoch Hoffnung, dass es im nächsten Band mit Winter eine andere Entwicklung geben wird. Von daher werde ich diese Reihe auf jeden Fall weiter verfolgen.

Fazit: Frostflamme hat mir als Auftaktband dieser Reihe wirklich sehr gut gefallen, da alle Elemente, die ich an einer guten Fantasy-Reihe schätze, vorhanden sind. Es ist tatsächlich ein Buch, das eine Spitzenwertung hätte bekommen können, wäre einige der Hauptfiguren nicht so schrecklich nervig gewesen. Aufgrund ihrer unverhältnismäßigen Sucht, konnte ich mit ihr leider gar nichts anfangen. Das mag zum einen an der Sucht-Schilderung des Autoren liegen, zum anderen aber vielleicht auch zu meiner eigenen Einstellung dazu. Wie dem auch sei, das überaus spannede Finale gibt nicht nur einen Anhaltspunkt, wie die Haupthandlung weiter gehen könnte, sondern auch Hoffnung auf eine grundlegene Veränderung des Charakters. Ich bin sehr gespannt wie es weiter geht und werde die Reihe weiter verfolgen.