Rezension

Spannender Thriller und Wissenschaftsroman

Extinction - Kazuaki Takano

Extinction
von Kazuaki Takano

Bewertet mit 4 Sternen

Das Cover hat eine Prägung mit einem schwarzen X auf gold-glänzendem Hintergrund, ein Bezug auf das X im Titel, möglicherweise auch auf das X-Chromosom, denn DNA bzw. Evolution sind ausschlaggebend für den Plot.
Im kongolesischen Dschungel wird in einem Pygmäenstamm eine neue menschliche Spezies geboren, der Junge ist erst drei und übertrifft die Menschen bereits jetzt an Intelligenz. Als die amerikanische Regierung von seiner Existenz erfährt, stuft der Präsident ihn als existentielle Bedrohung der Menschheit ein und beschließt seine Exekutierung. Ein Team von Sicherheitskräften soll den Jungen, einen Anthropologen, der ihn unterstützt und seinen kompletten Stamm töten. Gleichzeitig begibt sich in Japan ein Pharmaziestudent auf eine seltsame Forschungsmission, die ihm sein verstorbener Vater hinterlassen hat. Er soll ein Mittel gegen eine seltene genetische Krankheit finden - in nur vier Wochen. Doch schon bald ist der Geheimdienst hinter ihm her, während er gleichzeitig anonym Hilfe bekommt...

Die Erzählperspektive wechselt zwischen den drei Handlungsorten USA, Kongo und Japan, wobei Takano zum Teil wechselnde personale Erzähler einsetzt und damit auch die Geschehnisse von unterschiedlichen Perspektiven beleuchtet.
Die Haupthandlung im Kongo ist actiongeladen und spannend, nebenbei werden Themen wie Kindersoldaten und die Ignoranz der Welt gegenüber dem kongolesischen Kriegsdrama angerissen.
Das Setting in Japan ist stark wissenschaftlich geprägt, es gibt jede Menge medizinische/pharmakologische Fachbegriffe und Zusammenhänge, die aber durchaus anschaulich erklärt werden und dadurch verständlich bleiben. Wie plausibel/wissenschaftsgetreu diese sind, vermag ich allerdings nicht zu beurteilen.
Besonders interessant fand ich die Erzählstränge in den USA, da diese die Menschheit und ihre gewalttätige Natur unter die Lupe nehmen. Warum schafft es die menschliche Rasse nicht, friedlich zu koexistieren? Ist es genetisch bedingt, dass wir einander nach dem Leben trachten, stets nur auf unseren eigenen Vorteil bedacht? Und wie muss dies auf eine intelligentere Spezies wirken? Wie reagieren wir auf ein uns überlegenes Wesen? Wer steuert unsere Haltung zu den Problemen und Konflikten dieser Welt?

Kazuaki Takano hat einen höchst vielseitigen Roman geschrieben, der sowohl als Thriller als auch als Wissenschaftsroman durchgehen könnte. Die Charaktere sind komplex und glaubhaft. Der einleitende Teil des Romans mag etwas langatmig sein, die wissenschaftlichen Erklärungen an der ein oder anderen Stelle zäh bzw. zu ausführlich. Doch insgesamt gelingt es Takano am Ende, ein großes Puzzle verschiedener Perspektiven und Handlungselemente schlüssig zusammenzuführen und aufzulösen, so dass man tatsächlich glauben mag, nur eine höhere Intelligenz könnte die Abläufe so und nicht anders geplant haben. Das flößt Respekt ein und vermittelt einen Eindruck, wie es sein könnte, wenn die Evolution tatsächlich einen Sprung machen würde. Das finde ich eine ganz beachtliche Leistung, zumal ich mich durchaus nebenbei auch noch gut unterhalten fühlte.