Rezension

Spannendes Buch

Kühn hat zu tun - Jan Weiler

Kühn hat zu tun
von Jan Weiler

Bewertet mit 4 Sternen

Ein toller Krimi. Wenn es so etwas wie einen tollen Krimi überhaupt gibt. Ich mag nämlich keine Krimis. Und wenn ich gewusst hätte, dass es einer ist, hätte ich ihn schön in der Buchhandlung im Regal stehen gelassen. Das schöne bunte Cover und der kantige, griffige Titel haben mich verführt, oder sollte ich sagen: betrogen? Aber dann war das Buch so spannend, dass ich in zwei Tagen damit durch war. Was mich noch lange nicht zum begeisterten Krimileser macht. Keine Sorge!

Martin Kühn ist Kommissar, und zwar einer, dessen Menschenkenntnis und ermittlerischer Scharfblick mir grenzenlose Bewunderung abtrotzt. Trotzdem kommt bei ihm irgendwann der Punkt, an dem der Kopf immer voller wird und die Gedanken Achterbahn fahren, ohne dass er wüsste, warum. Dazu kommt, dass das Polizistengehalt gerade so zum Nötigsten für die Familie reicht. Und dann ist da noch der Schatten dieses zwielichtigen Nazis, der dort, wo Kühn wohnt, früher eine Munitionsfabrik betrieben hat - der Leser ist seinem Protagonisten nicht nur hier an Wissen um eine Nasenlänge voraus, was aber der Spannung keinen Abbruch tut.

Die Geschichte ist schön geschrieben, mühelos zu lesen und so spannend, dass man das Buch ab einem gewissen Punkt eigentlich nicht mehr weglegen kann. Ich finde gut, dass der Roman den Leser für das Dilemma sensibilisiert, in dem sich Polizisten in Deutschland tagtäglich befinden. Weder am Stil noch an der Dichte der Erzählung habe ich irgend etwas auszusetzen, zudem ist mir der Hauptakteur sehr sympathisch und am Ende wirklich ans Herz gewachsen. Trotzdem vergebe ich von den eigentlich verdienten fünf Sternen nur vier, weil ich Romane, die das Morden so blutig zelebrieren, prinzipiell ablehne. Ich bin mir bewusst, dass dieses Urteil sehr subjektiv ist und dass hartgesottene Leser kriminalistischer Literatur verächtlich die Nase rümpfen werden, aber ich habe schon subjektivere Rezensionen gelesen, und mein schlechtes Gewissen hält sich in Grenzen.

Fazit: Lest nicht so viele Krimis, Leute. Dieser hier ist allerdings nicht schlecht.