Rezension

Spannendes Jugendbuch mit leicht enttäuschendem Ende

Cloud
von Claudia Pietschmann

Bewertet mit 4.5 Sternen

"Emma ist verliebt: Paul versteht sie wie kein anderer, seit ihr kleiner Bruder verstorben ist. Die beiden haben sich zwar noch nie getroffen, aber online teilen sie alles miteinander. Paul will alles über sie wissen und Emma schneidet bereitwillig ihr ganzes Leben für ihn mit. Immer wieder fallen ihm Überraschungen ein, die er ihr über das Internet per Knopfdruck schickt. Aber die netten kleinen Gefallen, die Paul ihr tut und ihr Leben schöner machen, bekommen bald einen bitteren Beigeschmack. Denn für Paul scheint Emma das einzige Fenster zur Welt zu sein. Ihrem Wunsch, sich endlich zu treffen, weicht er aus. Was ist los mit Paul - und gibt es ihn überhaupt?"

 

Cloud ist aus der Perspektive des Teenagers Emma geschrieben und ist durch eine flüssige und (meistens) stimmige Erzählung nicht mehr aus der Hand zu legen. Der Anfang überzeugt, die Charaktere entwickeln sich und sind bis auf kleinere Klischees bei den besten Freunden sehr zufriedenstellend, und der Spannungsbogen bishin zur plötzlichen Wende ist eigentlich gut aufgezogen.

Warum nur eigentlich?

Nun ja, der Titel und der oben angegebene Klappentext sind beide leider ein wenig zu deutlich. Viele der Handlungen lassen sich ( manchmal sogar ohne kleine Hinweise aus dem Jugendbuch) vorraussehen und das nimmt dem Ganzen gerade zum Ende hin die Kontrolle über die Spannung. Es macht sie aber nicht gänzlich kaputt und es kommt definitiv keine Langeweile auf. Ob das nun der Autorin oder dem Verlag zuzuschreiben ist, ist egal - Fakt ist, dass es natürlich meine Wertung beeinflusst, wenn auch nur zu einem kleinen Teil. Hierfür habe ich einen Viertelstern abgezogen.

Woran ging denn nun das andere Vierstelstück des fünften Wertungsternchen verloren?

Es liegt am Ende. Also, wortwörtlich. Und ich meine hier nicht die gelöste Spannung, sondern das für mich unzureichende Lösen der überbleibenden Konflikte und Probleme. Was ist mit Pauls Vater, welcher zwar in der Mitte kurz vorkommt, aber am Ende nicht mehr relevant zu seien scheint? Seine Rolle hätte vieles Verändern können. Außerdem besteht nach der Auflösung Klärungsbedarf. Emma lebt in einem SmartHome, welches bestimmte "unnormale" Zustände der Bewohner feststellen kann und die Sicherheitsfirma (welche das Haus theoretisch überwachen kann/ sollte) alamiert - aber da kommen mir beim Lesen auch irgendwie mehr Fragen als Antworten. Das Ende ist ein wenig an den Haaren herbeigezogen und vielleicht nicht ganz so stimmig, wie es auf den ersten Blick scheint. Ich möchte hier aber nicht spoilern ( und nur so lässt sich erklären, was mich hier stört) und deswegen verweise ich auf mein Kommentar zum dritten Teil der Leserunde zu Cloud. 

Da es sich bei "Cloud" allerdings um ein Jugendbuch ab 11 Jahren handelt, kann man über die offenen Fragen am Ende hinwegsehen, da eindeutig nur die gaaaaanz offensichtlichen Konsequenzen (aka Lerneffekt) hier (für diese Adressatengruppe) relevant ist und viele den Rest nicht so stark hinterfragen werden. Des Weiteren ist der restliche Teil ja gut geschrieben und gut aufgebaut.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Cloud durchaus lesenswert ist und eine sehr spannende Lektüre für die ganzen Regentage ist - mit etwas Weg nach oben. 

4,5/5 Sterne