Rezension

Spannung auf der psychischen Ebene

Gelöscht - Teri Terry

Gelöscht
von Teri Terry

Bewertet mit 4.5 Sternen

Inhalt:

England, ca. 40 Jahre in der Zukunft. Die 16-jährige Kyla beginnt ein neues Leben, nachdem sie geslated wurde. Slaten bedeutet die Erinnerungen nehmen, die Persönlichkeit auslöschen. Die Slater müssen alles neu lernen, sogar sprechen und laufen. Nach der Entlassung aus dem Krankenhaus werden sie einer neuen Familie zugeteilt, stehen aber ständig auch unter der Überwachung des Staates. Kyla merkt schon bald, dass sie anders ist als andere Slater, denn bei ihr kommen immer wieder Erinnerungsfetzen hoch, doch das darf niemand erfahren…

 

Meine Meinung:

Sicher ist „Gelöscht“ ein Buch, über das man unterschiedlicher Meinung sein kann. Wer großartige Action sucht, wird hier enttäuscht werden. Die Spannung wird hier viel subtiler erzeugt, nämlich auf der psychischen Ebene. Kyla wird aus dem Krankenhaus entlassen und weiß praktisch nichts von der Welt. Und je mehr sie herausfindet, desto unsicherer wird sie, denn sie merkt, dass sie nicht so funktioniert, wie sie eigentlich sollte. Anstatt brav und glücklich zu sein, stellt sie unbequeme Fragen und macht sich eigene Gedanken. Doch sie muss vorsichtig sein. Falls ihre Überwacher etwas davon mitbekommen, ist ihre letzte Chance vertan. Doch wem kann Kyla trauen? Ihrem Dad, ihrer Mum oder ihrer Schwester Amy, die auch geslated wurde? Dem Slater Ben, in den sie sich verliebt? Oder gar der Ärztin Dr. Lysander, der Gruppenleiterin Penny, der Schulbetreuerin Mrs Ali? Diese Entscheidung ist nicht einfach, denn fast alle sind gute Schauspieler und haben etwas zu verbergen, zeigen nicht ihr wahres Gesicht.

 

Nach und nach findet Kyla immer mehr Puzzlestückchen, aus denen sich ihre Persönlichkeit zusammensetzt. Aber will sie überhaupt wissen, wer sie einmal war? Denn nach ihren Träumen ist es nicht auszuschließen, dass sie mit Terroristen zusammengearbeitet hat und an der Ermordung zahlreicher Jugendlicher beteiligt war. So fürchtet Kyla sich nicht nur davor, endgültig ausgelöscht zu werden, sondern auch vor ihrem eigenen Ich.

 

Der Schreibstil passt sehr gut zum Inhalt. Im Präsens erzählt Kyla in der Ich-Form. Dadurch wird man als Leser direkt in die Handlung hineingezogen und ganz nah an der Protagonistin durch das Buch geführt. Kein Gedanke, kein Gefühl bleibt dem Leser verborgen. Man weiß allerdings auch nicht mehr als Kyla. Kurze, knappe Sätze vermitteln gut Kylas Gehetztsein. Bisweilen erscheint Kyla etwas naiv, doch muss man sich immer vor Augen halten, dass sie keine normale 16-Jährige ist, sondern vor wenigen Monaten erst wieder ein neues Leben begonnen hat und wie ein Baby ganz von vorn anfangen musste.

 

„Gelöscht“ ist der erste Band einer Trilogie und endet an einem Teilabschluss. Der Cliffhanger ist nicht allzu schlimm, sodass man die Wartezeit bis zum Erscheinen des zweiten Bandes im Frühjahr 2014 überleben kann ;-) Doch sind noch so viele Fragen offen, dass ich mit dem ersten Teil allein nicht ganz befriedigt bin. Daher vorerst nur 4****.

 

Fazit:

„Gelöscht“ hebt sich wohltuend von der Masse der Dystopien ab. Es ist erfrischend anders, aber nicht minder spannend. Wer nicht unbedingt Wert auf spannende Actionszenen legt, findet hier einen klasse Pageturner.