Rezension

Spannung? Halloooo Spannung?

Im Bannkreis des Mondes - Lucy Monroe

Im Bannkreis des Mondes
von Lucy Monroe

Bewertet mit 3 Sternen

Werwölfe? Schottland? Historisches Setting? Das Buch schreit geradezu danach, von mir verschlungen zu werden. Und es liest sich auch recht schnell und einfach durch. Es hat mit Abigail auch einmal - sehr ungewöhnlich, aber sehr vielversprechend - eine taube Heldin. Talorc beweist sich auf den ersten Seiten als Alphawolf, zeigt aber auch gleich eine Seite, die mir sehr gefiel, als er über Abigails Verletzungen wütend war, sobald er sie gesehen hat - obwohl sie Engländerin war und die Frau, die er heiraten sollte, ohne es eigentlich zu wollen.

Man kann das Aber, das kommt, schon lesen, oder? Die Geschichte liest sich, wie gesagt flüssig, aber fast schon ZU flüssig. Macht das jetzt Sinn? Mir fehlte die Spannung, die "Katastrophen", die Konflikte. Talorc will nicht heiraten, Abigail auch nicht. Als sie sich zum ersten Mal treffen, ist ihnen das auch bewusst, sie geben dies auch zu aber keiner erklärt, einen Rückzieher machen zu wollen: Im Gegenteil. Sie stimmen beide zu, einander zu heiraten. Mhm, okay, dachte ich mir noch, gibt ja genügend Geschichten mit dem "sie wollen sich nicht und heiraten ganz am Ende erst"-Plot, dann gibt es sicher andere Schwierigkeiten zu meistern: Wir haben ja noch Abigails Taubheit, die sie vor allen außer ihrer Familie erfolgreich geheimhält, wir haben Talorcs Werwolfdasein, wir haben seine Angst, dass Abigail zu schwach für ein Leben in seinem Clan ist, dass dieser sie verschlingt und direkt wieder ausspuckt.

Tja, aber was passiert? Die Hochzeit findet statt Abigail bricht sofort mit Talorc nach Norden auf. Drei Tage sind sie unterwegs, ehe sie das Land der Sinclairs erreichen. Drei Tage, in denen zwar jeder Hinweise auf das Geheimnis des anderen erhalten könnte, aber sie blind ignoriert. Ich habe auf den großen Knall gewartet, während die Geschichte vor sich hinplätscherte. Sie lies sich immer noch schnell. Ein wenig zu schnell, was auch an der Sprachwahl gelegen haben mag. Er war mitunter für meinen Geschmack einfach zu modern für einen Roman, der im 11. Jahrhundert spielt (zumindest nehme ich an, dass er dann spielt, da von König David die Rede ist und ich ihn mal als David I. von Schottland deute).

Der große Knall kam. Mehr oder weniger: Talorc entdeckt, dass Abigail taub ist. Er fühlt sich verraten und verletzt, schreit und tobt und will sie erst einmal nicht sehen. Sie ist am Boden zerstört und versucht ihm klarzumachen, weshalb sie ihm nichts gesagt hat - nicht, dass er danach fragt oder sich darüber Gedanken macht. Ebensowenig denkt er darüber nach, dass er selbst ihr auch nichts von seiner Übernatürlichkeit erzählt hat - er hat es auch nach wie vor nicht vor zu tun. In betrunkenem Zustand schickt er auch noch einen Boten zum König, um die Ehe annuliern zu lassen und Entschädigung für die Täuschung zu verlangen, der er aufgesessen ist. Und der Rest des Clans? Die, von denen er dachte, sie würden seine Frau nicht akzeptieren: Bis auf zwei Ausnahmen, die von Anbeginn gegen sie intrigieren sind alle auf ihrer Seite, bewundern gar, wie sie ihre Taubheit geheimhalten konnte. Nun, nach wenigen Seiten beruhigt auch Talorc sich wieder und ich erwarte das gewohnte Plätschern der Story. Am Ende ging dann alles recht schnell: 50 Seiten vor Schluss erfährt Abigail von ihrer Schwester, die ebenfalls mit einem Werwolf verheiratet ist, was Talorc wirklich ist und somit auch, dass er sie ja auch die ganze Zeit belogen hat. Sie tut was? Leidet still und heimlich ein wenig, stellt ihn aber nicht zur Rede. Wieso auch, der Mann hat sie ja nur vor all seinen Kriegern angeschrieen. O.o

Nun ja, ich erwarte schon das dahinplätschernde Happy End, da kommt ein Bote des Königs, der Talorc mitteilt, seine Annulierungsbitte wird stattgegeben. Abigail bekommt dies mit und nimmt Reisaus: Sie will zu ihrer Schwester fliehen, wenn Talorc sie schon loswerden will. Nein, sie hat noch immer nicht mit ihm über seine Werwölfichkeit gesprochen. Aber ihre Taubheit ist immer noch die größere Lüge ... wenn sie meinen.

Wie gesagt, da war ich schon mitten in den letzten Seiten. Dementsprechend schnell kommt das Happy End und das war dann ein Happy End mit Zuckerguss und künstlicher Kirsche obendrauf: Die beiden Sinclairs, die Abigail das Leben schwer gemacht haben (und in einem Fall sogar zweimal versuchten, sie zu töten, oder halt, nein, er versuchte, Talorc zu zeigen, dass sie zu schwach ist, das sie stirbt wollte er nicht, aber die Art und Weise, auf die er es tat nahm ihren Tod billigend in Kauf) wurden nicht wirklich bestraft. Sie sind einfach weggeschickt worden und leben in anderen Clans glücklich und zufrieden weiter. Das war mir dann doch zu viel des Guten.

Insgesamt gebe ich dem Buch noch drei Katzen. Für eine leichte Lektüre für zwischendurch ist es in Ordnung, aber wirklich in Erinnerung bleibt es mir nicht und ich kann mir auch nicht vorstellen, noch nach einem anderen Buch der Autorin zu greifen. Schade.