Rezension

Spannung sucht man hier vergeblich

Die Schneelöwin
von Camilla Läckberg

Bewertet mit 2.5 Sternen

Victorias Körper gleicht einem Schlachtfeld: ihre Augen wurden entfernt, ihr Gehör nicht mehr funktionsfähig und ihre Zunge wurde ihr rausgeschnitten. Da kann man schon fast von Glück reden, dass sie durch einen Autounfall stirbt.  Bis dahin war sie vermisst wie etliche andere Mädchen. Gibt es zwischen diesem Fall und den anderen Vermissten einen Zusammenhang?

Das ist eigentlich der Hauptfall in dem Buch. Der Klappentext ist detaillierter und zugleich auch nichtssagender. Das war auch mein Problem mit dem ganzen Buch: es gibt unzählige Nebenschauplätze und handelnde Figuren. Auf jedes familiäre Leben und Problem wird eingegangen, welche aber nicht näher beleuchtet werden, da es der neunte Fall der "Falck und Hedström" - Krimis ist. Allerdings ist ein Einstieg nicht problemlos möglich. Ich selbst habe ständig überlegt, in welchem Verhältnis die Person jetzt zu dieser steht. Da aber selbst die Tiere noch namentlich benannt werden, ist es echt schwer, den Überblick zu behalten.
Das schien auch der Autorin selbst so zu gehen, da ich immer wieder das Gefühl hatte, dass der Fall um Victoria selbst immer nur ein Lückenfüller war und darauf gar nicht der Fokus gelegt wurde, was ich sehr schade fand, weil es mir gerade darum ging. Das soll man nicht falsch verstehen: ich finde es toll, wenn die Ermittler Charakter haben, nur wusste ich irgendwann mehr über diese als über die Ermittlungen selbst, was für mich dann einfach zu viel des Guten war.

Das Buch wird aus mehreren Perspektiven geschildert. An sich finde ich das nicht schlecht, aber gerade hier wurde einfach übertrieben. Ungefähr jede Person kommt mal zu Wort, wodurch man sich aber keiner näher fühlt. Allgemein habe ich das Ganze immer aus weiter Entfernung betrachtet und mich zu keiner Person hingezogen gefühlt. Die Identifikation fiel mir schwer und wollte ich auch gar nicht, einfach, weil mir keine Figur wirklich sympathisch war. Zugleich interessierten sie mich einfach nicht. Keine stach besonders hervor und alles vermischte sich so in einem Einheitsbrei. Hin und wieder war ich wirklich zu Tode gelangweilt und musste mich bemühen, überhaupt weiterzulesen. Kurzzeitig führte das Buch bei mir sogar zu einer echten Leseflaute.

Es erfolgen auch Rückblenden, weil parallel Ermittlungen an einem älteren Fall erfolgen, welcher aber schon von Anfang an präsent ist. Damit verrate ich hier also nichts Besonderes. Einzig und allein diese Szenen haben mich immer sehr interessiert. Dennoch war ich auch von ihnen enttäuscht. Wenn man sich näher mit dem Buch beschäftigt, hofft man, dass auch auf die Abgründe der menschlichen Psyche genauer eingegangen wird, aber Pustekuchen: es wird immer nur oberflächlich an der Fassade gekratzt und alles nur sehr lieblos beschrieben. Einen vermeintlichen Tiefgang oder die Beweggründe der handelnden Personen sucht man hier wirklich vergeblich.

Insgesamt habe ich die ganze Zeit nur abgewartet, dass das Buch endlich vorbei ist. So atmete ich förmlich auf, als ich merkte, dass es in die "heiße Phase" ging. Dies geschah aber recht überganglos und passierte wieder ganz nebenbei. Allgemein plätschert die ganze Geschichte eher vor sich hin und hat nie wirkliche Spannungsmomente. Man wartet eigentlich nur darauf, dass es endlich vorbei ist. Gerade beim Ende gab es für mich einige Parallelen zu Karin Slaughters "Pretty Girls", welches mich total überzeugt hat. Das war bei diesem Buch leider nie der Fall. Wer jetzt behauptet, ich hätte diesem Buch deswegen nie eine Chance gegeben, der irrt: erst sehr spät fielen mir die Ähnlichkeiten auf. Es mag nur Zufall sein, aber seltsam war es für mich schon.

Das Ende erfolgte ohne großen Knall. Die Autorin versucht noch handlungstechnisch viel zu reißen, was ihr aber gerade auch wegen des ordinären Schreibstils nicht wirklich gelingt. Zum Ende gibt es einen Cliffhanger, der wohl das Interesse am nächsten Band wecken soll. Bei mir erreichte die Autorin damit leider das Gegenteil: für mich wirkte alles so langatmig, dass ich nur noch genervt war. Für mich war das Buch leider eine Enttäuschung, was echt frustrierend war, weil ich mir viel von dem Buch erhofft hatte.

Insgesamt muss ich leider sagen, dass ich nur das Schlechte sehe, wenn ich an diese Geschichte zurückdenke, womit ich dem Buch teils wirklich Unrecht tu. Es gab nicht nur schlechte Seien, aber leider überwiegen diese. Für mich war dies der erste und definitiv letzte Teil dieser Reihe!

Kommentare

Wedma kommentierte am 27. Januar 2016 um 07:44

Ich hatte einen ähnlichen Eindruck von dem Buch. Habe mich unsäglich gelangweilt und zwei Sterne vergeben, was ich sonst meide, wenn es irgendwie geht.

Liebe Grüße