Rezension

Sperrig und hat sich dann doch noch in mein Herz geschlichen

HALF BAD - Das Dunkle in mir - Sally Green

HALF BAD - Das Dunkle in mir
von Sally Green

Bewertet mit 3.5 Sternen

"Half Bad" hat mich nicht gleich gepackt, sondern sich nach und nach in mein Herz geschlichen. Den Einstieg habe ich als etwas holprig empfunden, vor allem weil die Erzählperspektive ungewöhnlich war. Ich musste mich erst daran gewöhnen und bin durchaus froh, das die Autorin nicht den ganzen Roman in der ersten Person schreibt.
 
Nathans Geschichte ist traurig, düster und wahrlich kein kuscheliges Märchen. Er wird allein aufgrund seiner Herkunft und der Tatsache, das sein Vater ein schwarzer Hexer ist und seine Mutter eine weiße Hexe war, offen angefeindet und massiv diskriminiert, bis hin zur Gefangenschaft. Er hat kaum Menschen die ihm nahe stehen und denen er vertrauen kann. Dementsprechend ist Nathan auch nicht gerade eine Figur, die mir auf Anhieb richtig sympathisch war. Ich mag ihn dennoch, seine kratzbürstige Art und gleichzeitig sein Urvertrauen in die wenigen Menschen, die er an sich heranlassen kann (z.B seine Großmutter oder zwei seiner Geschwister) das alles kann man aufgrund der Handlung schon auch verstehen und nachvollziehen. Green ist mit Nathans Erlebnissen nicht gerade zimperlich... 
Schwarz und weiß, das ist in Greens Welt nicht so einfach, gut und böse werden dabei aber nicht gänzlich verdreht. Es wird eher versucht zu zeigen, das jeder Mensch dunkle und positive Seiten hat. Nur das Nathans Welt dies nicht mehr anerkennt. Er passt auch deshalb nicht in das Schema, das die Hexenwelt sich ausgedacht hat.

Plötzlich hatte mich die Geschichte gepackt. Ich weiß nicht ab welchem Punkt genau, aber als ich dann Anfing einer Freundin von dem Buch zu erzählen, habe ich gemerkt, das mich das Buch mehr überzeugt hat, als ich zunächst gedacht hatte. Nathans Familiengeschichte, vor allem aber auch seine ambivalenten Gefühle seinem Vater gegenüber, das hat mir sehr gefallen. Ich mag es wenn die Geschichte sperrig bleibt, sich nicht den Gepflogenheiten beugt. 

Vielen Figuren ist nicht zu trauen, auch wenn Nathan das selbst nicht immer merkt. Die Fantasy-Elemente spielen dabei eine eher untergeordnete Rolle, sie bilden den Rahmen, doch die eigentlichen Fragen sind ganz andere und lassen sich schnell auf unsere Welt übertragen. Sally Green beschreibt hier vor allem, wie eine Gesellschaft mit den Menschen umgeht, die nicht in ihr Schema passt. Aber auch wie diese Gesellschaft Menschen manipuliert und für sich nutzt. Nathan soll benutzt werden seinen Vater zu töten, ohne das er die Chance erhalten soll, ihn wenigstens ein bisschen kennen zu lernen. Dabei wird Nathans eigener Tod in kauf genommen, scheint sogar wünschenswert. 

Ich bin froh das ich mich auf den Roman eingelassen habe und lese momentan Band 2, weil es mir scheint, als ob Band 2 und 3 nicht übersetzt werden, auf englisch. (Ich hab mittlerweile alle Bände gelesen, der Text ist schon von Dezember)