Rezension

Spiegel und Magie

Haus der tausend Spiegel - Susanne Gerdom

Haus der tausend Spiegel
von Susanne Gerdom

Es ist noch gar nicht so lange her, dass ich Susanne Gerdom entdeckt habe, und seitdem hat sie sich schnell zu einer meiner deutschen Lieblingsautorinnen aufgeschwungen. Als Franziska Hille begeisterte sich mich mit ihrer „Devon Cream Tea“ Reihe, auf deren Abschlussband ich sehnsüchtig warte, und in „Queen of Clouds“ (meine Rezension) nahm sie mich mit in eine magische und aufregende Welt. Nun ist sie bei Random House nicht nur mit der eBook-Serie "Bernsteinzauber" unterwegs, sondern bringt mit „Haus der tausend Spiegel“ noch mehr Magie in mein kleines Leserleben, worüber ich mich sehr freue.

Annik lebt in Antwerpen und hat magisches Talent. Sie wünscht sich, ihre Fähigkeiten durch einen Besuch der Universität zu verbessern, doch bevor man sie dort aufnimmt, muss sie eine Art Aufnahmeprüfung bestehen, indem sie eine ihr zugedachte Aufgabe löst. In deren Rahmen wird sie als Kindermädchen zur Familie van Leuwen geschickt. Zunächst kennt Annik ihre Aufgabe nicht, doch schon bald gibt es immer mehr Ungereimtheiten – angefangen bei dem launischen Hausherren Gabriel, nächtlichen Geräuschen, ihrem verschüchterten Schützling und dem geheimnisvollen Teil des alten Anwesens, der nicht betreten werden darf. Dabei führt Anniks Neugier und Beharrlichkeit immer Nähe ins Herz einer alten Magie, und bringt nicht nur sie selbst dabei in große Gefahr…

Da ich schon andere Bücher von Susanne Gerdom kenne fange ich heute mal mit dem Schreibstil an, den ich immer wieder toll finde. Fließend, manchmal verspielt und einfach mitreißend fliegen die Seiten nur so dahin. Stellenweise ist es auch mal etwas verschnörkelt, was mir persönlich sehr gut gefällt und fantastische Bilder in meinen Kopf gezaubert hat.

Mit der Protagonistin Annik bin ich von Anfang an schnell warm geworden. Sie hat ein großes Herz, liebt Bücher und ist dabei eine besonnene junge Dame, die sich nicht so leicht aus der Ruhe bringen lässt. Wenn sie etwas für richtig oder falsch hält hat sie keine Angst, dies auch auszusprechen, selbst gegenüber ihrem düsteren Arbeitgeber. Und so geht es auch weiter, und sie bleibt sich selbst treu und man kann sie gut nachvollziehen. Die anderen Charaktere, vor allem die Bewohner des Hauses, waren insgesamt sehr schwer greifbar, und unmöglich zu durchschauen. Dafür boten sie umso mehr Raum zum Spekulieren, und da diese Unnahbarkeit ein wichtiger Teil der Geschichte ist, lege ich es hier nicht negativ aus, dass zunächst vieles über sie im Dunkeln bleibt.

In die Geschichte bin ich ebenfalls von Anfang an gut rein gekommen. Es warden einige allgemeine Gegebenheiten am Anfang erklärt, wie zum Beispiel die Ausgrenzung der Hexen, und dass diese ein spezielles Abzeichen tragen müssen, und sich nicht überall aufhalten dürfen. Hier musste ich natürlich gleich an den Judenstern und den Nationalsozialismus denken, und da gibt es durchaus einige Parallelen, auch wenn dieses Thema keinesfalls im Vordergrund steht. Die Magie war spannend und neu interpretiert, was ich sehr schön fand. Die Story an sich hatte von Anfang an eine gewisse Grundspannung, die sich sehr gut gesteigert hat, und vor allem durch die gut beschriebene düstere Atmosphäre des Buches gehalten wurde. Insgesamt hätte ich mir lediglich gewünscht, dass es gerade zum Ende hin noch ein bisschen mehr Action gegeben hätte. Außerdem sind bei mir tatsächlich noch ein paar Fragen offen geblieben, auf die ich zu gern noch eine Antwort finden würde. Alles in allem fand ich es allerdings spannend, magisch und einfach gelungen.

Fazit

“Haus der tausend Spiegel“ ist eine tolle magische Geschichte, die vor allem durch ihre tollen Bilder, geheimnisvolle Charaktere und eine mutige Protagonistin besticht. Dazu trägt einen der tolle Schreibstil schnell durch eine spannende Handlung. Ich hoffe Susanne Gerdom sitzt schon an ihrem nächsten Werk!