Rezension

"Spiel der Zeit" von Jeffrey Archer

Spiel der Zeit
von Jeffrey Archer

Bewertet mit 5 Sternen

MEINE MEINUNG
Die Idee
Als ich das Buch das erste Mal aufgeklappt habe, hatte ich eigentlich keine rechte Ahnung, was mich erwarten würde. Anfangs war ich wirklich skeptisch. Zum einen hab ich es ja so gar nicht mit Schiffen und zum anderen weiß man bei Familiendynastie-Geschichten nie richtig, auf was man sich da einlässt. Aber ich bin ja immer gerne bereit, mich überraschen zu lassen, also griff ich eigentlich ohne große Erwartungen zu "Spiel der Zeit.
Das Buch beginnt mit Maisie Clifton im Jahr 1920, als sie kurz vor ihrer Hochzeit steht und auf einem Ausflug einen Mann kennenlernt. Sie schläft mit ihm, um nicht ohne Erfahrungen in die Ehe zu gehen und wird prompt schwanger. Da die Hochzeit zeitnah stattfindet, besteht für niemanden außer Maisie selbst ein Zweifel, dass das Kind von ihrem Ehemann Arthur Clifton ist. Die ganze Geschichte verstrickt sich nach und nach und es werden Intrigen und Familiengeheimnisse geknüpft, gelüftet und thematisiert. Schon nach kurzer Zeit habe ich selbst bemerkt, wie ich immer tiefer in die Story eingetaucht bin und diese mich fesseln konnte.

Der Einstieg
Man taucht erst nach und nach in die Geschichte ein, doch das fand ich nicht schlimm. Der Leser wird eben nicht in das Buch hinein gestoßen, sondern vom Autor an die Hand genommen und nach und nach integriert. Durch den "Rückblick" zum Zeitpunkt von Harrys Zeugung baut sich direkt von der ersten Seite an Spannung auf. Schon nach wenigen Seiten hatte ich das Gefühl, die Charaktere seit langer Zeit zu kennen und ihr Leben schon ein ganzes Stück zu begleiten.

Der Verlauf
Der Leser begleitet abwechselnd verschieden wichtige Figuren der Geschichte. Das Buch ist in mehrere größere Abschnitte eingeteilt, die aus verschiedenen Sichten erzählt werden. Dabei werden einige Szenen öfter als einmal erzählt, nur aus jeweils anderer Sicht. Die Handlung umfasst mehrere Jahre, wobei mir wirklich gefallen hat, wie der Autor mit den unterschiedlichen Familien umgegangen ist. So wurden einige Jahre nur aus Sicht der Cliftons erzählt, während genau diese Jahre für die Familie Barrington gar nicht von Bedeutung war. Oder zumindest auf den ersten Blick nicht von Bedeutung war. Denn immer wieder zeigen sich Verknüpfungen und Verstrickungen der ganz verschiedenen Charaktere und Handlungsstränge. Obwohl ich jetzt nicht sagen könnte, dass die Handlung schnell vorangetrieben wird und wie gesagt, einzelne Szenen wiederholt werden, hatte ich nie das Gefühl, die Handlung würde auf der Stelle treten. Im Gegenteil: die Geschichte entwickelt sich immer weiter fort.

Das Ende
"Spiel der Zeit" ist der Auftakt zu einer Reihe von, meinem Kenntnisstand nach, sieben Büchern. Das merkt man auch am Ende von Teil 1. Denn das Buch endet mit einem unglaublich miesen Cliffhanger. Ich will unbedingt weiterlesen!!! Ich muss wissen, wie es weitergeht. Die Wendung zum Schluss des Buches war total unvorhersehbar und als ich sie gelesen hatte, war ich wie vor den Kopf geschlagen. Allerdings fand ich das Ende trotz allem gut, da somit nochmal richtig Schwung in das Ganze kam.

Die Charaktere
"Spiel der Zeit" weist einen ganzen Haufen Charaktere auf. Im Mittelpunkt der Erzählung steht Harry Clifton, dessen Aufwachsen man etwa ab dem 6. Lebensjahr begleitet. Sein Lebensweg wird sehr detailliert dargestellt und ich hatte das Gefühl, ihn wirklich kennenzulernen. Harry ist ein kluger Junge, auch schon in jungen Jahren. Er sieht Dinge, die ihn von anderen benachteiligen, nicht als Makel an, sondern vielmehr als Herausforderung. Da könnte sich der eine oder andere noch eine Scheibe abschneiden. Trotzdem hatte ich an manchen Stellen das Gefühl, als würde ich nicht so ganz an Harry heran kommen. Das hat sich mit dem Fortlauf des Buches geändert. Das mag vielleicht daran liegen, dass Harry dann älter wurde und sein Charakter dadurch auch geformt wurde.
Außerdem wäre da noch sein bester Freund und dessen Familie. Ich konnte mir zwar alle gut vorstellen und hatte von allen ein Bild vor Augen. Allerdings gab es da eine Sache, die mir ein wenig sauer aufgestoßen hat. Nämlich der Charakter von Mister Barrington, dem Inhaber der Schiffsreederei. Denn er spielt wohl den Part des Bösen in dieser Geschichte und stellenweise war das wirklich klischeehaft bedient. So wurde zwar seine Rolle im Ganzen klar, doch eine Spur eines Gewissens hätte ich mir auch für ihn gewünscht.

Der Schreibstil
Jeffrey Archer hat seinen Schreibstil der Zeit, von der er erzählt angepasst. Schon allein dadurch war sofort zu merken, dass die Geschichte bereits vor hundert Jahren spielt. Trotzdem hört sich die Story nicht hochgestochen oder geschwollen an. Die Charaktere reden, wie man es in diesen Zeiten erwarten konnte und trotzdem lässt sich das Buch sehr leicht und unkompliziert lesen. Das Ganze macht die Geschichte natürlich auch um einiges authentischer.

MEIN FAZIT
"Spiel der Zeit" ist ein wirklich gelungener Auftakt zu einer Familiendynastiereihe. Da ich ganz unvoreingenommen an das Buch rangegangen bin, war ich sehr positiv überrascht, wie sehr mich die Geschichte fesseln konnte. Ich freue mich auf jeden Fall darauf, Band 2 zu lesen.

Kommentare

hobble kommentierte am 30. Januar 2018 um 06:11

Jeffrey Archer kann eben schreiben