Rezension

Spitzbergen 1907 und 2013

Insel der blauen Gletscher - Christine Kabus

Insel der blauen Gletscher
von Christine Kabus

Bewertet mit 4 Sternen

Die Freiheit des Menschen liegt nicht darin, dass er tun kann, was er will, sondern, dass er nicht tun muss, was er nicht will
(Jean-Jaques Rousseau)

Sulzbach-Rosenberg im Jahr 2013 :

Als Hanna ihren Sohn Lukas am Flughafen nach Bolivien verabschiedet weiß sie noch nicht, dass sie zu Hause niemand mehr erwartet – außer ein Brief ihres Mannes der ihr auf diesem Wege zu verstehen gibt, dass er sich mit seiner neuen Flamme und der Hälfte ihres gesparten Geldes zu einer Weltumsegelung aufgemacht hat. Um nicht in Lethargie und Trauer zu verfallen entschließt Hanna sich, wieder in ihrem Beruf der Reisereportage zu arbeiten und ihr erster Auftrag führt sie in die Arktis - nach Spitzbergen. Bei ihren Recherchen fällt sie – im wahrsten Sinne des Wortes – über eine Leiche. Gemeinsam mit dem Polarforscher Kåre Nybol macht sie sich auf die Suche nach der Identität dieser Person.

Elberfeld im Jahr 1907:

Emilie ist gerade 21 Jahre alt geworden, volljährig. Sie hat recht genaue Vorstellungen von ihrem zukünftigen Leben aber die strengen Sitten der damaligen Zeit sehen für Frauen nur eine Verwendungsmöglichkeit vor: Möglichst schnell und standesgemäß zu heiraten. Um in die Gesellschaft eingeführt zu werden und den letzten Schliff zu erhalten muss Emilie nach Berlin zu ihrer Tante Franziska reisen. In der Hoffnung, dass sich alsbald ein williger Bewerber findet Emilie zu ehelichen.

Ihr Bruder Max studiert in Berlin Biologie und wurde von seinem Professor dazu bestimmt eine Expedition in die Arktis, genauer nach Spitzbergen, zu begleiten, um dort Studien zu betreiben.

Der Teilnehmer an der Polar-Expedition ist jedoch nicht Max .......

Fazit:

Zuerst einmal möchte ich auf das Buch-Cover eingehen. Ich entscheide grundsätzlich zuerst einmal anhand des Covers ob ein Buch mich überhaupt anspricht oder nicht. Erst dann schaue ich nach dem Klappentext. Ein Buch mit einem für mich nicht ansprechenden Cover hat es viel schwerer dass ich mich dafür interessiere. Bei diesem Buch ist das Cover ein echter Hingucker, wirklich ein traumhaftes Bild.

Norwegen – Arktis – Spitzbergen, ein Landstrich in dem ich mich bisher noch nicht aufgehalten habe, auch nicht lesetechnisch. Das macht es mir manchmal ein klein wenig schwer mich zu orientieren, zumal 2 Handlungsstränge zu unterschiedlichen Zeiten im gleichen Gebiet spielen. 2013 sieht ja alles wieder anders aus als 1907, alleine schon von der Besiedlung her. Im Buch vorne finden sich jedoch 2 Karten die einen Anhaltspunkt geben wo die Protagonisten sich befinden. Ebenso findet der Leser ein Namensverzeichnis. Ich fand es jedoch nicht schwer die einzelnen Personen der entsprechenden Zeit zuzuordnen.

Wie schon erwähnt wird das Buch in 2 Strängen erzählt. Zu Anfang waren für mich beide Stränge gleich interessant aber nach und nach hab ich lieber die Zeit mit und um Emilie gelesen weil bei ihr einfach mehr passiert ist. Einige Passagen wirkten auf mich etwas unglaubwürdig weil Emilie, Tochter aus gutem Hause, in ihrer männlichen Rolle Dinge tat, bei der es schon ein Mann schwer gehabt hätte. Aber für den Fortgang der Geschichte waren diese Dinge natürlich nicht unwichtig, weswegen ich die künstlerische Freiheit des Autors hier stärker werte als 100%ige Authentizität zu erwarten.

Der Hanna-Strang fließt fast das ganze Buch über gleichbleibend vor sich hin. Es passiert nicht viel außer, dass man sich als Leser über die Tochter Mia aufregt oder über den Ehemann der Hanna hat sitzen lassen. Dann lernt sie Kåre kennen und die Beiden kommen sich -  nicht nur beruflich - näher.

Zum Schluss hin fließen die beiden Handlungen zusammen und es wird auf den letzten Seiten noch mal richtig und witzig turbulent.

Auch wenn beiden Handlungssträngen ein klein wenig mehr Spannung gut getan hätte, hab ich mich von „Insel der blauen Gletscher“ gut unterhalten gefühlt. Der Schreibstil von Christine Kabus ist angenehm und gut zu lesen. Und durch die abschnittsweise Unterteilung in die Handlungen der verschiedenen Jahre möchte man auch immerzu weiterlesen.

Es gibt von Christine Kabus noch 2 weitere Norwegen-Romane, die nun auf meine Wunschliste gewandert sind.