Rezension

Sprachgewaltig

Hartland - Wolfgang Büscher

Hartland
von Wolfgang Büscher

Bewertet mit 5 Sternen

"Im Jahr, als der Winter nicht enden wollte, ging ich nach Amerika hinunter, ein dunkler Punkt in der weißen Unendlichkeit der nördlichen Great Plains, eine Ameise im Schnee...Ich war der Amerikadepp".

Wolfgang Büscher hat sich aufgemacht, zu Fuß einmal längs durch die USA von der kanadischen Grenze bis nach Mexiko. Durch Indianerland, durch die Prärie, durch Städte und Wüste. Schon als ich die Karte in der Innenseite des Buches mit der eingezeichneten Reiseroute gesehen hatte, war mir klar, dass ich dieses Buch unbedingt lesen wollte. Schon die Vorstellung eine solch lange Strecke alleine und größtenteils zu Fuß zurückzulegen hat mich fasziniert. Denkt man an Reisen durch die USA fällt einem zunächst das Auto oder Motorrad ein, vielleicht noch der Zug oder der Bus. Aber zu Fuß, das ist schon außergewöhnlich. Das hat Büscher bei der Einreise schon gemerkt, beinahe wäre das große Abenteuer gescheitert, da sich die Grenzbeamten so eine Verrücktheit nicht vorstellen konnten. 

Bei diesem Buch handelt es sich nicht um einen Reisebericht, der einen auf Sehenswürdigkeiten oder geeignete Routen hinweist. Büscher erzählt in kurzen Momentaufnahmen von der Landschaft, der Geschichte, den Menschen, denen er begegnet. Es handelt sich um große und bedeutende Geschichte und um alltägliche Geschichten von Träumen und Sehnsüchten, Eroberungen und Niederlagen.

Ein großer Teil der Faszination, die dieses Buch auf mich ausgeübt hat liegt in der Sprache des Erzählers, stellenweise klingt sie wie ein Lied, macht Menschen und Landschaft lebendig. Eine kleine Kostprobe: "Die schwarzen Drähte einer Oberleitung liefen über mir wie Notenlinien, aber es fehlten die Noten, kein Vogel saß auf dem Draht - ein am Winterhimmel hängendes ungeschriebenes Lied."