Rezension

Sprachlich wunderschöner Debütroman, leider etwas langatmig

Die letzte Reise der Meerjungfrau - Imogen Hermes Gowar

Die letzte Reise der Meerjungfrau
von Imogen Hermes Gowar

Der Kaufmann Jonah Hancock lebt eher zurückhaltend und bescheiden. Als sein Kapitän jedoch eines Tages eine ganz besondere Ware aus Übersee mitgebracht hat, ändert sich sein Leben von Grund auf. Plötzlich ist er der Besitzer einer Meerjungfrau - und die ist ganz anders als man erwartet, aber umso mehr Aufsehen erregt Mr. Hancock mit ihr, und die Meerjungfrau wird zu einer großen Attraktion. Auf der anderen Seite steht die schöne Edelkurtisane Angelica Neal, deren Leben so ganz anders ist als das von Jonah Hancock, jedoch aufgrund des ungewöhnlichen Fundes seinen Weg kreuzt. Doch die Faszination und die Wirkung, die von den Meerjungfrauen ausgeht, hat noch weitere Folgen.

Aus verschiedenen Perspektiven erzählt, gewährt Imogen Hermes Gowar einen Blick in das Leben unterschiedlichster Personen. In den 1780er Jahren befindet sich die Welt in einem komplett neuartigen Fluss kultureller Veränderungen. Das Buch, welches ein wenig Magie in diese ansonsten doch hauptsächlich realistische, historische Geschichte einwebt, spielt mit den Erwartungen der Leser und Leserinnen, um sie dann mit unerwarteten Wendungen und Handlungssträngen zu überraschen.

Imogen Hermes Gowar ist eine talentierte Autorin mit einer unglaublichen Art und Weise, mit Worten umzugehen. Insbesondere ihr Schreibstil und ihre Beschreibungen von Orten, Umgebungen, Häusern, Gassen, Kleidung und Personen, haben mich in das Geschehen eintauchen lassen, auch, wenn das manchmal etwas schwer war. Dies lag vor allem daran, dass die Geschichte um Jonah Hancock relativ undynamisch war und die Handlung trotz unterschiedlicher Perspektiven eher schleppend vorwärts ging. Auch die Figuren blieben mir insgesamt etwas zu blass und undefiniert, ihre Beweggründe manchmal sogar nicht wirklich nachvollziehbar, und manches Mal hätte ich mir einen besseren Abschluss für einige Handlungsstränge (sowohl die Haupt- als auch die Nebenfiguren betreffend) gewünscht.

Alles in allem war „Die letzte Reise der Meerjungfrau“ aber ein durchaus lesenswerter Debütroman, angesiedelt im England der 1780er Jahre, mit stimmungsvollen und vor allem stimmigen Schauplätzen und einem außergewöhnlichen Schreibstil, nur leider etwas langatmig und mit zu vielen losen Enden.