Rezension

sprachlos.

Die Zelle - Jonas Winner

Die Zelle
von Jonas Winner

Rezension ,,Die Zelle" von Jonas Winner

Die Zelle ist am 11. Januar 2016 mit 352 Seiten im Knaur Verlag erschienen.
 

Inhalt:

Sammy ist elf und gerade mit seinen Eltern nach Berlin gezogen. Im Luftschutzbunker der alten Jugendstilvilla, die die Familie in Grunewald bezogen hat, macht er eine verstörende Entdeckung. Ein vollkommen verängstigtes Mädchen, nicht viel älter als er, ist dort unten in einer Zelle eingesperrt, die man mit Gummifolie ausgekleidet hat. Nur durch einen winzigen Schlitz hindurch kann er sie sehen. Am nächsten Tag ist die Zelle leer, das Mädchen verschwunden. Und für Sammy kann es dafür eigentlich nur einen Grund geben: seinen Vater. (Klappentext)
 

Cover:

Das Cover wirkt düster und sehr schlicht, was super zu einem Thriller passt. Die rote Schrift vom Namen des Autors harmoniert mit den grauen und schwarzen Farben des Hintergrunds. Sehr gelungen, wenn auch sehr ähnlich zu Fitzeks Büchern.
 

Charaktere:

Der Hauptcharakter ist der kleine, 11-Jährige Sammy, der etwas entdeckt, dass ihn furchtbar verstört. Ein verängstigtes Mädchen, im Luftschutzbunker unterm Haus. Dann ein Vater, der sich verändert, Eltern die ihm nicht glauben und dann diese Halluzinationen... Was bildet er sich ein, was ist Realität?
Sammy wirkt für sein Alter recht erwachsen, man würde ihn vom Verhalten her teils nicht als 11-Jährigen einschätzen, was auch ein kleiner Kritikpunkt meinerseits darstellt.
Man fiebert,sympathisiert und ängstigt sich auch mit ihm, was sich oft sehr subtil in den einzelnen Szenen zeigt.

Andere Personen im Buch bleiben eher blass, was aber für die Geschichte nicht weiter schlimm ist. Bei einer Person ist man aber die ganze Zeit am rätseln ... was hat es bloß mit dem Vater und seiner seltsamen Musik auf sich?
 

Meine Meinung:

Ich kannte bislang noch kein Buch von Jonas Winner, meine Erwartungen waren jedoch recht hoch. Das Cover exzellent, Inhalt klingt vielversprechend, muss nur noch die Ausarbeitung stimmen ...

Wir werden hineingeworfen in Sammys Welt, was sehr gut gelingt. Der Schreibstil ist hervorragend bildlich und lässt einen mitfiebern. Gerade in den etwas schockierenden Szenen kann das bei dem ein oder anderen jedoch zur Rebellion des Magens führen.

,,Dann kommt es aus der Öffnung mit den vielen Löchern heraus.
Ihr Fleisch.
Es schiebt sich hervor wie Hackfleisch. Mit winzigen Splittern des Knochens darin. Er dreht unmerklich den Kopf und sieht, dass sie zu der Öffnung schaut, aus der ihr Daumen hervorquillt. Ihre Lider flattern, ihr Gesicht ist grau, sie scheint kurz davor zu sein, das Bewusstsein zu verlieren.
Und er weiß, er wird dafür bezahlen..." S. 251

Wie so oft kann ich auch hier sagen ,,Die Mischung macht's", denn es handelt sich hier nicht um einen normalen Thriller, ich würde eher Psycho-(Horror)-Thriller dazu sagen, was mir sehr gut gefällt. Der Thriller schockt, er verstört und lässt einen die halbe Nacht durchlesen.

Der Plot ist einfach gut gewählt. Man weiß nicht, kann man Sammy überhaupt glauben, halluziniert er vielleicht auch einfach nur? Oder ist es sein Vater, der lügt? Als der Leser an einen Punkt ankommt, wo man sich sicher ist, wer der Übeltäter ist, wird man wieder getäuscht. Das Ende ist noch mal richtig spannend und lässt einen ohne Worte zurück.

,,Ich werde nie vergessen, wie du geschrien hast. Ich bin in das Zimmer gestürzt, aber da war es schon zu spät. Er hatte dich hochgenommen und vor sich in die Luft gestemmt, geschüttelt, er hat dir [...] dabei eine Rippe gebrochen. Du hast geschrien. Es muss entsetzlich geschmerzt haben. Die Splitter. Sie haben dir direkt in die Eingeweide gebohrt." S.221

Fazit:
Wow! Ein Thriller, aber was für einer! Ein beklemmender Plot, der fesselt, mit vielen Schockmomenten.
Ich bin sprachlos - ein gutes Zeichen.