Rezension

Sprachlos … aber nicht Wortlos

Speechless (Sprachlos) - Hannah Harrington

Speechless (Sprachlos)
von Hannah Harrington

Bewertet mit 5 Sternen

Ein tolles Buch über schwierige Themen. Mobbing, Homosexualität, Gruppenzwang, Problembewältigung, Hass, Liebe ... Akzeptanz und Vergebung. Schnörkellos, authentisch und emotional. Ein Buch zum Nachdenken, aber auch zum Genießen.

Kurzbeschreibung:
Die 16-jährige Chelsea ist stolz darauf, mit Kristen, der Anführerin der Schul-Clique, befreundet zu sein. Damit das auch so bleibt, fühlt sie sich für das Verbreiten von Neuigkeiten zuständig. Auf einer Silvester-Party, zu der sie eigentlich gar nicht gehen durfte, wird sie Zeugin einer intimen Situation. Natürlich kann sie nicht anders, als allen Partygästen brühwarm davon zu erzählen. Die schrecklichen Folgen ihrer Geschwätzigkeit bekommt sie am nächsten Tag serviert. Ein Junge wurde zusammengeschlagen und liegt im Koma.
Ein vorerst letztes Mal spricht Chelsea - was ihr wiederum eine Menge Ärger einbringt. Anschließend entscheidet sie sich auf unbestimmte Zeit zu schweigen.
Wird sich ihr Leben aufgrund dieser Ereignisse ändern? Liegt es überhaupt allein in Chelseas Hand etwas zu ändern?

Meine Meinung:
Eine wunderbar aufrüttelnde Geschichte zu brisanten Themen, die nicht nur zu Schulzeiten aktuell sind. Mobbing, Homosexualität, Gruppenzwang, Problembewältigung, Hass, Liebe ... Akzeptanz und Vergebung. Insbesondere auch die Vergebung für sich selbst.

Hannah Harrington hat gut daran getan, Chelsea nicht als braves Unschuldslamm darzustellen. Sie ist wahrlich nicht die Sorte von Mädchen, um die man sich als „normaler“ Mitschüler reißt. Oder besser gesagt, man ist garantiert besser dran, wenn man für sie unsichtbar bleibt. Tratschen, Klatschen, Bloßstellen und Runterputzen, gehören zu den Lieblingsbeschäftigungen der Clique. Zwar bringt das Chelsea nicht unbedingt Sympathiepunkte beim Lesen ein, aber um so mehr ist man als Leser daran interessiert mitzuerleben, wie sie sich nach diesem gewissen Ereignis weiter durchs Leben schlägt.

Die Idee von Chelseas Schweigegelübte hat mir sehr gut gefallen, denn auch, wenn sie nicht vollkommen Wortlos bleibt - sie hat von ihrer Lehrerin eine Tafel bekommen, mit deren Hilfe sie sich mitteilen kann (Okay, und zur Not gäbe es ja auch noch Papier und Stift) - muss sie doch erst einmal ihre Gedanken ordnen. Das heißt, erst denken dann schreiben - und schwupps fällt ihr sofort auf, dass man vieles eigentlich gar nicht zwingend sagen/schreiben muss, wenn man vorher mal genauer darüber nachdenkt, wie man was am besten ausdrückt. Eine erste Einsicht?

Der Schreibstil ist absolut mitreißend und die Geschichte bleibt bis zum Schluss hin spannend und interessant. Ja, als Leser ist man teilweise schockiert, wenn man schwarz auf weiß liest, was an Schulen oder wahrscheinlich auch in vielen Büros so vor sich geht. Und diese Dinge sind garantiert nicht übertrieben.
Man bekommt viele Gelegenheiten und Anstöße mal genauer über solche und ähnliche Situationen nachzudenken. Vielleicht auch die eigene Akzeptanz, anderen Menschen gegenüber, immer wieder mal zu überdenken.

Fazit:
Ein tolles Buch über schwierige Themen. Mobbing, Homosexualität, Gruppenzwang, Problembewältigung, Hass, Liebe ... Akzeptanz und Vergebung. Schnörkellos, authentisch und emotional. Ein Buch zum Nachdenken, aber auch zum Genießen.