Rezension

spritzig, humorvoll und einfach toll

Silber - Das erste Buch der Träume
von Kerstin Gier

Bewertet mit 4.5 Sternen

Inhalt:
Die fast 16 jährige Liv und ihre jüngere Schwester Mia mussten während der letzten acht Jahre sechs Mal umziehen. Und auch jetzt stecken sie mitten in ihrem Umzug nach England. Jedoch hoffen sie dieses Mal nun endlich ein dauerhaftes Zuhause gefunden zu haben. Doch als ihre Mutter kurz nach ihrer Ankunft verlauten lässt, dass sie nicht wie geplant in ein ruhiges Cottage nähe Oxford, sondern zusammen mit ihrem neuen Freund und dessen zwei Kindern in London zusammen ziehen sollen, sind die beiden wenig begeistert.

Und noch etwas anders beschäftigt Liv. Sie hatte schon immer sehr phantasievolle Träume, doch seit ihrem Umzug nach London hat sich die Sache noch verschärft. So träumt sie, unter anderem, sehr realistisch von der Clique ihres neuen Stiefbruders, die auf einem Friedhof ein unheimliches Ritual abhält. Doch wirklich rätselhaft wird es erst, als die Jungs anfangen über Dinge zu sprechen, die sie ihnen nur in ihren Träumen erzählt hat. Wie kann das sein?

Meinung:
Nachdem Kerstin Gier eine meiner Lieblingsautorinnen ist und die Edelstein-Trilogie zu meinen absoluten Lieblingsbüchern gehört, war es natürlich klar, dass ich an ihrem neuen Werk nicht vorbei komme.

Kaum hatte ich mit dem Lesen begonnen, wurde ich von Liv's Welt gefangen genommen. Denn der Schreibstil ist, wie man es von der Autorin kennt und erwartet unglaublich spritzig, extrem lebendig und überaus humorvoll. Man befindet sich sofort mitten in der Geschichte und bekommt das Grinsen kaum noch aus dem Gesicht.

Außerdem ist Liv, die eigentlich Olivia heißt, eine Protagonistin, die dem Leser sofort ans Herz wächst. Äußerlich ist sie eher unscheinbar, aber charakterlich ist sie sehr temperamentvoll, nimmt selten ein Blatt vor den Mund, ist witzig, sowie mutig und liebt es Geheimnisse und Rätsel zu lösen.

Ich muss zugeben, dass mit den meisten anderen Figuren ziemliche viele Klischees bedient werden. Jedoch fällt dies kaum negativ ins Gewicht, da Fr. Gier das Talent besitzt, jedem einzelnen doch etwas Besonderes zu verleihen, so dass er interessant und ausgefallen wirkt.

Vor allem Livs kleine Schwester Mia und das Kindermädchen Lotti stechen besonders hervor und sorgen neben Liv oft für die Schmunzelmomente im Buch. Doch auch Livs Stiefbruder Grayson und sein Kumpel Henry sind der Autorin gut gelungen. Sie wirken geheimnisvoll und können nicht gleich durchschaut werden.

Die Grundidee mit den realistischen Träumen, in denen man auch andere Menschen besuchen kann, fand ich eigentlich richtig gut. Natürlich steckt dahinter noch mehr und vor allem auch einige Gefahren, die aber in dem Buch eher noch im Hintergrund bleiben und nur teilweise am Rand angedeutet werden. Dies fand ich etwas schade, da ich gerne jetzt schon genauere Infos dazu gehabt hätte. Ich denke aber, dass dies in der Fortsetzung noch eine bedeutende Rolle spielen wird. Doch noch etwas an den Träumen hat mich teilweise etwas gestört, denn bevor Liv in den Traumkorridor kommt, hat sie viele abstrakte Träume, die zumeist auch noch ausführlich beschrieben werden. Das war mir manchmal etwas zu konfus und hätte wegen mir auch gerne etwas kürzer behandelt werden können.

Durch die Reduzierung der Informationen bezüglich der Gefahren und Ursachen auf ein Minimum, ist eine wirkliche Spannung bis zum letzten Drittel der Geschichte zumeist nur unterschwellig vorhanden, was dem Buch aber nicht schadet. Es ist zu keiner Sekunde langatmig oder langweilig, sondern kann mit seiner Liebe zum Detail (z. B. die liebevolle Beschreibung der einzelnen Traumtüren), sowie dem Humor vollkommen faszinieren.

Außerdem gibt es noch eine kleine Besonderheit, die zwar eigentlich nicht unbedingt notwendig wäre, aber eine willkommene zusätzliche Unterhaltung bietet. Und zwar die kurzen Einträge des Schul-Blogs, der von der geheimnisvollen Secrecy betrieben wird, die ihre Augen und Ohren überall zu haben scheint und mit ihren Klatsch-und-Tratsch-Geschichten noch mehr Schwung in die Geschichte bringt. Vor allem, weil es doch Spaß macht, zusammen mit Liv und Mia zu grübeln, wer hinter der geheimnisvollen Bloggerin stecken könnte.

Fazit:
Mit ihrem Auftakt in ihre neue Jugend-Trilogie konnte die Autorin meine hohen Erwartungen wie gewohnt erfüllen. Der Schreibstil ist wie üblich spritzig und humorvoll und auch die Handlung, sowie die Charaktere können überzeugen. Auch wenn ich einige kleinere Kritikpunkte hatte, war ich von der ersten Seite an fasziniert und gefesselt. 4,5 von 5 Sternen