Rezension

Spurensuche und Identitätskrise

Schwestern bleiben wir immer - Barbara Kunrath

Schwestern bleiben wir immer
von Barbara Kunrath

Die Idee hinter dem Buch hat mir ausgesprochen gut gefallen und die Erzählung auch weitestgehend gelungen: Zwei Schwestern, die verschiedener kaum sein können.
Alexa groß und dunkelhaarig und ein absoluter Familienmensch. Ihren Job hat sie vor der Geburt ihrer Tochter aufgegeben und kümmert sich hingebungsvoll um ihre Kinder und ihren Mann. Und seit einiger Zeit auch um die Gräber ihrer Mutter und ihrer eigenen, viel zu jung verstorbenen Tochter.
Ihre Schwester Katja wird hingegen als schöne und unabhängige Frau beschrieben, die einen hohen Verschleiß an Männern hat. Ihren 15jährigen Sohn sieht sie nur selten und lässt ihm so gut wie alles durchgehen.
Nur die gemeinsame Kindheit, die von dem zerrütteten Verhältnis zur ihrer abweisenden Mutter geprägt war, verbindet sie.
Ein Brief aus dem Nachlass ihrer Mutter, den diese begonnen und niemals beendet hat, macht die beiden neugierig und dann stellt sich heraus, dass die Mutter ihnen ihr Leben lang die Wahrheit über ihre Vergangenheit verschwiegen hat. Gemeinsam machen die beiden ungleichen Schwestern sich auf die Reise.

Die Schreibweise ist ganz gut. Störend fand ich allerdings die Rückblicke. Mitten in der Handlung fließen längst vergessene Geschehen ein; kursiv geschrieben, damit der Leser weiß, dass jetzt eine Erinnerung aus der Vergangenheit ans Tageslicht befördert wird. Etwa in der Mitte des Buches wird sich besonders häufig erinnert. In der Hinsicht bevorzuge ich den Stil á la Camilla Läckberg, die Vergangenes, das von Bedeutung für eine Handlung ist, einem Kapitel voranstellt. Aber das ist Geschmackssache.
Die Gesichte betreffend Clara, Alexas behinderte Tochter, die viel zu früh verstorben ist und von der ich dachte, sie könnte eine Bedeutung für den Verlauf der Geschichte haben, war in meinen Augen überflüssig. Immer mal wieder wird darauf aufmerksam gemacht, dass der Tod tragisch war und Alexa unter Schuldgefühlen leidet. Wäre Clara gar nicht zur Sprache gekommen, hätte es die Geschichte nicht besser oder schlechter gemacht. Offenbar sollte einer bereits dramatischen Geschichte noch zu etwas mehr Dramatik verholfen werden.
Das Ende war dann mehr als vorhersehbar; genau das, was ich erwartet habe und in der Hinsicht leider enttäuschend.
Insgesamt ein gutes Buch. Die Geschichte ist nicht neu, aber gut umgesetzt. Es eignet sich in meinen Augen hervorragend als Ferienbuch für Sommer, Sonne, Strand und Meer.