Rezension

Stark begonnen, schwach geendet

Wie der Wind und das Meer - Lilli Beck

Wie der Wind und das Meer
von Lilli Beck

MEINE MEINUNG:
Bei Wie der Wind und das Meer wurde ich als erstes vom Cover angesprochen, das mir wirklich sehr gut gefallen hat. Auch der Klappentext hat es mir angetan, deswegen habe ich es kurzer Hand beim bloggerportal angefragt und kurz darauf wurde es mir auch schon zugeschickt. An dieser Stelle vielen lieben Dank auch an den blanvalet Verlag, ich habe mich sehr gefreut.

Der Anfang des Buches konnte mich direkt fesseln. Die Geschichte beginnt 1945 in München, mitten im Krieg. Der kleine Paul verliert bei einem Bombenangriff seine Familie und ist von jetzt an auf sich alleine gestellt. Die Autorin hat es geschafft, die Angst des Kindes gut rüber zu bringen und auch hat sich beim Lesen ein beklemmendes Gefühl bei mir eingestellt. Die Grausamkeiten des Krieges wurden gut dargelegt und die beschriebenen schlimmen Umstände verschafften mir beim Lesen eine Gänsehaut. Pauls Geschichte ist wirklich herzergreifend und traurig. Erst als er Sarah findet, ein Mädchen in seinem Alter, das genau wie er alleine umherirrt, schöpft er neue Hoffnung. Er beschließt, dass sie ab jetzt Geschwister sein würden und für immer zusammen halten würden.

„Unsere Familie hat sogar einen Wahlspruch: Wir gehören zusammen wie der Wind und das Meer. Zusammen sind wir stark, zusammen kann uns nichts geschehen.“ (Wie der Wind und das Meer, S. 28)

Die Geschichte nimmt ihren Lauf und Sarah, die den Namen Rosalie von Pauls „echter“ Schwester übernommen hat, und Paul schließen sich einer Kinderbande an, die auf nicht ganz legale Weise versucht, gemeinsam zu überleben und über die Runden zu kommen. Anschließend treffen sie auf die Blumen-Oma, die die beiden Kinder herzlich bei sich auf nimmt. Dieser Charakter hat mir sehr gut gefallen, die Autorin hat sie wirklich authentisch und glaubhaft dargestellt. Danach kommen die beiden ins Waisenhaus und dieser Abschnitt konnte mich wirklich ergreifen. Das Leben dort ist grauenhaft und hat bei mir großes Mitleid erregt. Am liebsten hätte ich die beiden Kinder in den Arm genommen und getröstet. Schließlich wollen sie nicht mehr als einfach zusammen zu sein, aber da Mädchen und Jungen streng getrennt werden, gestaltet sich dies schwierig. Die Ungerechtigkeiten, mit denen Paul und Sarah konfrontiert werden, haben mich immer wieder zum Staunen gebracht.

Nach ihrer Kindheit nahm die Handlung für mich persönlich an Stärke ab. Paul und Sarah wurden zusammen adoptiert und kurz darauf entfacht die Liebe zwischen den beiden, die mehr als nur geschwisterlich ist. Zu Beginn hatte ich das Gefühl, eine wundervolle Liebe hat sich zwischen den beiden entwickelt, denn die Worte, die sie miteinander wechselten waren wirklich ergreifend.

„Mag sein, dass ich so manch schlimmes Erlebnis vergessen werde. Aber dich werde ich niemals vergessen. Nicht einmal, wenn ich tot bin. Das Meer lebt nicht ohne Wind, und ich kann nicht ohne dich leben.“ (Wie der Wind und das Meer, S. 137)

Nach und nach hatte ich aber leider das Gefühl, dass die Szene nicht sehr authentisch auf mich wirkt. Die Charaktere haben mir als Kinder sehr gut gefallen, als junge Erwachsene aber eher weniger. Vor allem Rosalie/Sarah wirkte für mich immer sehr aufgesetzt. Ich konnte die ganze Geschichte nicht so recht glauben. Die Emotionen der Liebe zwischen den beiden waren nicht wirklich spürbar. Das war sehr schade. Die Leidenschaft war einfach nicht vorhanden, das alles wirkte sehr unterkühlt auf mich.

Der Schreibstil hat mir gut gefallen, er war ungezwungen und locker, was den Lesefluss sehr gefördert hat. Mir haben auch die historischen Ereignisse gefallen, die in die Geschichte eingeflochten wurden.

FAZIT:
Insgesamt hat mir das Buch zu Beginn sehr gut gefallen, das hat allerdings in der Hälfte ungefähr, abgenommen. Die Geschichte der Kinder und das Überleben während des Krieges, war wirklich ergreifend und emotional beschrieben. Die Liebe zwischen Paul und Sarah war leider nicht mehr so gut nachvollziehbar. Alles wirkte zu aufgesetzt. Was mich auch gestört hat, war die Tatsache, dass alle großen Ereignisse ganz plötzlich eintreten und wie nebenbei passieren. So kam es mir zumindest vor. Kein schlechtes Buch, aber nur eine bedingte Leseempfehlung von mir.