Rezension

Starker Protagonist sowie anfangs schwache Protagonistin kämpfen für ihre Freiheit

Elias & Laia - Die Herrschaft der Masken
von Sabaa Tahir

Bewertet mit 3.5 Sternen

Das Buch wird abwechselnd je ein Kapitel lang aus der Sicht von Elias und von Laia erzählt.
Elias war mir ziemlich schnell sympathisch, das imperiale Gewaltregime und besonders der brutale Umgang an der Militärakademie sind ihm verhasst und obwohl er seit seiner Kindheit zu einem Elitesoldat, einer Maske ausgebildet wird, plant er Fahnenflucht. Somit erkennt man als Leser ziemlich schnell seinen liebenswerten Charakter, auch wenn er sich nach außen als harter Krieger gibt. Alles in allem ist er dabei aber auch durch die Umstände ein starker Charakter.
 
Mit Laia war das dann schon ein bisschen schwieriger. Lange Zeit kam sie mir einfach schwach vor - das verängstigte, unschuldige, kleine Mädchen, dessen Familie ermordet wurde, das nun verzweifelt seinen Bruder sucht und dabei zwischendurch auch immer mal ein wenig naiv wirkt. Dabei würde man doch gerade bei ihrem Hintergrund ein wenig Stärke erwarten. So hatte ich meine Probleme mit Laia, auch wenn sie mir nicht direkt unsympathisch war, dafür wurden ihre Gedanken und Handlungen ähnlich wie bei Elias zu nachvollziehbar dargestellt.
Zudem macht Laia in dem Buch auch eine Entwicklung durch, sodass ich sie am Ende dann wirklich mochte. Und auch Elias entwickelt sich weiter. Beide sind dazu auch sehr vielschichtig aufgebaut.
Dies gilt auch - beziehungsweise besonders - für die Nebencharaktere. Gut und Böse verschwimmen und weisen oft tiefere Hintergründe auf, und auch viele Nebencharaktere selbst sind erstaunlich tiefgründig, die einen mehr, die anderen weniger.
 
Die Geschichte spielt in einer Welt, die - auch der Autorin zufolge - nicht nur wegen der Namen an das römische Imperium erinnert. Dabei werden auch Dinge wie Unterdrückung und Versklavung thematisiert, gerade die Militärakademie zeichnet sich durch eine brutale Ausbildung aus.
Das Buch offenbart eine Grausamkeit, die auf faszinierende Weise unseren Normen widerspricht - ob das nicht eigentlich realistisch oder teilweise doch überzogen ist, bleibt jedem selbst überlassen. Das näher auszuführen, ohne zu spoilern, ist schwierig, aber ich fand den Umgang des Imperiums mit seinen Soldaten manchmal ein wenig zweifelhaft. ^^
 
Die Idee an sich ist in einigen Bereichen nicht wirklich neu - unterdrückendes System, Widerstand und ein paar andere Aspekte -, prinzipiell fand ich sie aber interessant: Eine Rebellin, die sich als Sklavin ausgibt, die brutalen Umstände ertragen muss und dort auf einen Krieger trifft, der das System infrage stellt.
Dabei meidet die Autorin bekannte Konflikte, auch die Liebesgeschichte entwickelt sich relativ dramenfrei. Der fesselnde Schreibstil sorgte zudem dafür, dass ich das Buch flüssig durchlas.
 
Zum Schluss war ich überrascht, dass das Buch ursprünglich als Stand-Alone vorgesehen sein sollte, da das Ende doch eher offen ist und viele Fragen nicht geklärt werden. Glücklicherweise ist aber mittlerweile eine Fortsetzung geplant, und ich bin gespannt, wie es sich weiter entwickeln wird.
 
Fazit: Eine anfangs eher schwächere Protagonistin, die ich erst gegen Ende wirklich mochte und ein sympathischer, starker Protagonist in einem brutalen Imperium, in dem beide für ihre Freiheit kämpfen