Rezension

Starker Tobak

Scherbenseele
von Erik Axl Sund

Der neueste Psychothriller aus der Feder des schwedischen Autorenduos Jerker Eriksson und Hakan Axlander Sundquist, ist keine Fortsetzung der Victoria-Bergman-Reihe, die mit „Krähenmädchen“, „Narbenkind“ und „Schattenschrei“ im vergangenen Jahr bei den deutschen Thriller-Lesern mitten ins Schwarze getroffen hat.

„Scherbenseele“, so der Titel, ist wiederum der Auftakt einer Trilogie, allerdings mit in sich abgeschlossenen Bänden, deren inhaltlicher Bezug zur Bergman-Reihe lediglich durch den ermittelnden Kommissar Jens Hurtig gegeben ist. Dieser muss sich mit einer Mordserie auseinandersetzen, die offenbar mit der Selbstmordwelle unter Jugendlichen verknüpft ist, die das Land erschüttert. Bei seinen Nachforschungen findet Hurtig heraus, dass es Gemeinsamkeiten zwischen den Freitoden gibt: alle Jugendlichen sind/waren im Besitz einer Cassette eines Interpreten namens „Hunger“, dessen düstere Lieder sie unmittelbar vor ihrem Tode hören. Und sie wählen außergewöhnlich grausame Methoden bei ihren Suiziden an.

Auf seiner Suche nach Antworten taucht Kommissar Hurtig in eine Parallelwelt ein, in die Szene, die sich im Untergrund trifft. Dort, wo sich junge Leute ohne Hoffnung an dunklen Orten treffen, um mit der Hilfe von Drogen und Musik ihrem hoffnungslosen Alltag wenigstens für einige Stunden zu entfliehen. Aber für die meisten gibt es kein Entkommen aus dem perspektivlosen Leben – es sei denn, sie beenden es…

Was die beiden Autoren hier ihren Lesern bieten, ist starker Tobak und geht schon fast an die Schmerzgrenze dessen, was man sich vorstellen mag. Viele Szenen schonungslos, grausam bis ins Detail geschildert. Dazu die Beschreibung der Stockholmer Untergrund Szene, die deren düstere Atmosphäre, die Hoffnungslosigkeit der Jugendlichen, deren Resignation, das sich ergeben in das Unvermeidliche in jeder Zeile transportiert.

Durch kurze Kapitel und permanente Perspektivwechsel bietet „Scherbenseele“ den Lesern, die sich darauf einlassen, einen schnellen, harten, spannenden Thriller, der Pageturner-Qualitäten hat. Aber Warnung: allzu empfindlich sollte man nicht sein…